XXII. Braugerstentag 2021

XXII. Braugerstentagung 2021

Das vorweihnachtlich dekorierte historische Gewölbe des Augustinerkellers gab der Veranstaltung einen repräsentativen Rahmen. Begleitet von Fachinformationen und Vorträgen bot der Braugerstentag wieder die Gelegenheit zum gegenseitigen Informationsaustausch aller Beteiligten der Wertschöpfungskette.

Die Mitarbeiter der LfL präsentierten in einer kleinen Ausstellung Gerstenproben aus den bayerischen Landessortenversuchen für Sommer- und Wintergerste. Auch die Muster der Sieger aus der Braugerstenschau in Moosburg wurden mit den Ergebnissen der Bonitierung für die Besucher das Braugerstentages ausgestellt.

Zusammenfassung der Vorträge

Der Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Bayerischen Braugerstenanbaues Michael Gutmann begrüßte Ehrengäste und Fachleute und gab einen kurzen Überblick über die vergangene Braugerstenernte. Insbesondere kommentierte er den starken Flächenrückgang und beschrieb einige Besonderheiten der Braugerste, welche diese Ackerfrucht zu einer sehr interessanten Anbaualternative machen. Er stellte die extensiven und gewässerschonenden Anbauverfahren von Sommer- und Wintergerste in den Vordergrund.
Stephan Sedlmayer, der Präsident der LfL, hat etwa zur gleichen Zeit sein Amt angetreten wie der Vorsitzende des Braugerstenvereins. Beginnend mit einem kompetenten Überblick über die Marktsituation und Wirtschaftlichkeit der Braugerste referierte Sedlmayer über die Aktivitäten der LfL im Bereich Braugerste. Der LfL Präsident sprach sich deutlich für die Verwendung bayerischer Rohstoffe im bayerischen Bier aus und zeigte anhand von zwei Beispielen, dass Regionalkonzepte des bayerischen Brauerbundes in der Praxis bereits Akzeptanz finden.
In seinem Vortrag „Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern“ gab Dr. Markus Herz von der LfL einen detaillierten Überblick über den Verlauf der vergangenen Anbausaison und präsentierte Analysen und Ergebnisse aus Praxisproben und Landessortenversuchen.
Dr. Axel Kölle und Christian Holländer vom ZNU-Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Privatuniversität Witten/Herdecke waren per Videoübertragung live in den Saal zugeschaltet. Sie informierten sehr anschaulich zu dem topaktuellen Thema der Nachhaltigkeit in der Biererzeugung und gingen intensiv darauf ein, welche Faktoren für eine aussagekräftige Beurteilung und eine Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Produktion von Bier zu berücksichtigen sind. Eine ganze Reihe von Brauereien hat sich bereits zusammen mit dem ZNU einer Betriebsanalyse in Bezug auf Nachhaltigkeit unterzogen.

Ehrung der Sieger von regionalen Braugerstenschauen

Auch heuer waren wieder die Sieger aus den regionalen Braugerstenschauen in Moosburg und Kulmbach zum Braugerstentag eingeladen und brachten damit auch die Erfahrung der aktiven Braugerstenerzeuger in die Tagung ein. Die anwesenden Preisträger wurden vom Vorstand der Braugerstengemeinschaft für Ihre Leistung gewürdigt und bekamen als Anerkennung eine Sonderedition ausgewählter Winter- und Weihnachtsbiere überreicht.
In seinem abschließenden Grußwort dankte der Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes für Oberbayern, Ralf Huber, den Organisatoren und Rednern der Veranstaltung. Er betonte die Notwendigkeit, in der Wertschöpfungskette gemeinsam die Attraktivität der Braugerste zu erhöhen. Hierbei spielt aus seiner Sicht die Züchtung eine wichtige Rolle, die erhalten und weiter gefördert werden muss.

Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern

Dr. Markus Herz vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der LfL berichtete über die Besonderheiten des Braugerstenjahres 2021 und stellte die Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern vor.

Anbau- und Vermehrungsflächen der Sommergerste

  • 2021 betrug die Anbaufläche in Bayern zirka 82.500 Hektar.
  • Der Ertrag in Bayern belief sich dieses Jahr im Durchschnitt auf 51,5 dt/ha.
  • Bayern erzeugt ca. 1 Prozent der Sommergerste in Europa.
  • Die wichtigsten Sorten in Bayern waren Accordine mit 30%, Avalon mit 27% und Solist mit 14% der Anbaufläche.
  • Der Eiweißgehalt war mit 10,6 % im optimalen Bereich und ist damit ein Grund für den rechnerisch hohen Anteil an Qualitätsbraugerste.
  • Der Vollgerstenanteil lag mit 92,3% etwas unter dem langjährigen Durchschnitt.
  • Der Anteil von Qualitätsbraugerste lag mit ca. 70 % über dem mehrjährigen Mittel.
  • Die Untersuchung der Fallzahl ergab, dass insbesondere spät geerntete Partien verdeckten Auswuchs zeigen können.
  • Die Qualität hängt stark von der lokal extrem unterschiedlichen Verteilung der Niederschläge und dem Erntezeitpunkt ab.
  • Aufgrund der großen Schwankungsbreite ist jede Braugerstenpartie für sich getrennt zu beurteilen.

Witterungs- und Krankheitsverlauf des letzten Vegetationsjahres

  • Das Jahr 2021 war von reichlich und Niederschlägen und wechselhafter Witterung geprägt.
  • Durch die Verteilung der Niederschläge ergibt sich ein regional extrem unterschiedliches Bild für Ertrag und Qualität.
  • Die Aussaat der Sommergerste in Bayern konnte 2021 ab März unter guten Bedingungen durchgeführt werden.
  • Ährenschieben und Abreife fanden 2021 durch die häufigen Niederschläge etwas später statt als im Vorjahr. Die Ernte zog sich durch ständige Unterbrechungen aufgrund von Regen bis in den September hinein, so dass die Sommergerste etwa 10 Tage länger auf dem Feld stand als im Vorjahr.
  • Die Bekämpfungsschwelle für Mehltau wurde in einigen Regionen Bayerns bereits in einem frühen Entwicklungsstadium überschritten.
  • Der allgemeine Krankheitsdruck war aufgrund der kühlen Witterung bis in den Frühsommer gering. Dennoch zeigte sich auch heuer deutlich, dass gut angepasste Pflanzenschutzmaßnahmen nicht nur auf den Ertrag einen positiven Einfluss haben, sondern auch auf alle Qualitätsmerkmale sowie auf die Aufnahme von Stickstoff in die Pflanzen.

Anbau von Winterbraugerste in Bayern

  • Auch 2021 dominierte in der Sortenverteilung der Wintergerste die Zweizeilige mit über 90 Prozent.
  • Knapp 4% der Anbaufläche wurden mit Winterbraugerste bestellt.
  • Die empfohlenen Winterbraugerstensorten überzeugten durch ihre Qualitätseigenschaften.
  • Die Qualität neuer sechszeiliger Winterbraugerste kann bei längerer Vermälzungsdauer schon mit den guten Ergebnissen der zweizeiligen Wintergerste mithalten. Zuchtstämme und neue Sorten zeigen das Potenzial zur Verbesserung der Qualität.

Sortenempfehlung des Baugerstenvereins 2021

Sommerbraugerste

  • AVALON (Auslauf)
  • ACCORDINE (Auslauf)
  • PROSPECT
  • Amidala (Einlauf)

Winterbraugerste

  • KWS LIGA (Auslauf)
  • KWS SOMERSET
Einfluss Pflanzenschutz auf Ertrag und Qualität.
In seinem Folienvortrag - unterstützt durch eine umfangreiche Poster Sammlung - berichtete Dr. Herz zudem über die Auswirkungen von Pflanzenschutzmaßnahmen auf Ertrag und Qualität. In den unbehandelten Versuchsvarianten fällt die Kornqualität der Braugerste über die Jahre deutlich schwächer aus. Auch in den Landessortenversuchen mit Sommergerste im ökologischen Landbau liegt nicht nur der Ertrag sondern auch die Kornqualität deutlich unter den Ergebnissen des konventionellen Anbaus mit integriertem Pflanzenschutz.
Herbstanbau Sommergerste
Der Anbau von Sommergerste im Herbst als neue Alternative wird zur Zeit in der Praxis ausprobiert. Offene Fragen gibt es aber noch, beispielsweise bezüglich Winterhärte, Virustoleranz und Bestandesführung. Versuche der LfL sollen dabei eine Unterstützung für die Anbauentscheidung geben. Vorläufige Ergebnisse sind vielversprechend, eine abschließende Aussage ist jedoch erst möglich, wenn alle Daten aus drei Jahren ausgewertet sind.