Kreuzkraut – eine große Gefahr für die Gesundheit von Pferden und Rindern

Die ansprechende Optik von im Sommer gelb blühenden Wiesen und Weiden darf nicht über das vorhandene hohe Vergiftungsrisiko hinwegtäuschen, wenn es sich bei der gelben Blütenpracht um giftige Kreuzkraut-Arten (Senecio spp.), handelt.

Das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) und seine ebenfalls im Grünland vorkommenden Verwandten Wasser-Kreuzkraut (Senecio aquaticus) und Alpen-Kreuzkraut (Senecio alpinus) enthalten höhere Konzentrationen an hoch giftigen Pyrrolizidin-Alkaloiden. Diese Stoffe sind besonders für Pferde und Rinder sehr giftig. Die Aufnahme von stark verseuchtem Futter führt nach wenigen Tagen zu akuten tödlichen Leberschäden. Niedrigere Toxinkonzentrationen im Futter haben chronische Leberschäden zur Folge. Eine Behandlung akuter und auch chronischer Vergiftungen ist im Regelfall hoffnungslos.

Die Kreuzkräuter sind in allen Entwicklungsstadien und besonders in der Blüte giftig. Die Toxine werden bei der Heutrocknung oder in der Grassilage kaum abgebaut. Während Weidetiere die Pflanzen aufgrund ihres Geruchs oftmals verschmähen, ist die Aufnahme als Heu oder Silage wenig eingeschränkt.

Wo treten Kreuzkräuter auf?

Große Bandbreite an Grünlandstandorten

Die verschiedenen Kreuzkräuter decken eine große Bandbreite an Grünlandstandorten ab. Das Jakobs-Kreuzkraut ist besonders auf nährstoffärmeren und trockeneren Wiesen und Weiden zu finden. Wasser-Kreuzkraut tritt dagegen auf frischem und feuchtem Grünland auf. Alpen-Kreuzkraut ist an nährstoffreiche Hochlagen bis über 2.000 Meter Meereshöhe angepasst. Die Pflanzen bilden eine große Anzahl an flugfähigen und ausdauernden Samen. Damit werden offene Böden und lückiges Grünland besiedelt. Beim Jakobs-Kreuzkraut wurde daher in den letzten, teilweise trockenen Jahren eine Verseuchung in ganz Bayern beobachtet. Die Pflanzen sind zwei- bis mehrjährig und müssen sich über Samen vermehren. Typische Befallsflächen sind extensive und wenig gepflegte Weideflächen sowie lückige und konkurrenzschwache Wiesen. Außerdem ist es auf Stilllegungsflächen, Böschungen, Straßenrändern und Ödland zu finden. Wasser-Kreuzkraut ist eine typische Pflanze auf frischen bis feuchten Wiesen.

Auffällige Ausbreitung in Bayern

Auch beim Wasser-Kreuzkraut wurde in den letzten Jahren in Bayern vom Allgäu bis in den Bayerischen Wald eine auffällige Ausbreitung beobachtet. Und zuletzt konnte in den vergangenen Jahren im Spätsommer bis zum Vegetationsende eine auffällige gelbe Blütenpracht an vielen Straßenrändern und Autobahngrünstreifen beobachtet werden. Hierbei handelt es sich um das Schmalblättrige Kreuzkraut (Senecio inaequidens), ein Neophyt, der im Verdacht steht auch auf Wirtschaftsgrünland vordringen zu können und damit das Risiko durch Kreuzkraut-Giftpflanzen noch weiter zu verstärken.

Wie können Kreuzkräuter reguliert werden?

Jakobs-Kreuzkraut

Die Regulierungsmöglichkeiten der Kreuzkräuter sind sehr unterschiedlich. Jakobs-Kreuzkraut gilt als nicht schnittverträglich. Eine langfristige Verdrängung kann daher durch einen regelmäßigen Schnitt vor der Blütenbildung und mit angepasster Düngung erfolgen. Bei einer regelmäßigen drei- oder mehrmaligen Schnittnutzung wird Jakobs-Kreuzkraut langfristig verdrängt. Ein kleinflächiger, geringer Anfangsbefall kann durch mechanische Einzelpflanzenbekämpfung, durch Ausreißen oder Ausstechen vor der Blüte reguliert werden.

Wasser-Kreuzkraut

Für Wasser-Kreuzkraut gilt das dagegen überhaupt nicht. Die Pflanzen sind sehr schnittverträglich und werden sogar in der Blütenbildung und Samenproduktion durch eine Schnittnutzung angeregt. Soweit möglich kann Wasser-Kreuzkraut langfristig durch das Verfahren der Ausdunklung verdrängt werden. Hierzu wird der Grünlandaufwuchs über zwei bis drei Vegetationsperioden nicht mehr gemäht. Um eine Verholzung des Bestandes zu verhindern kann im Vorwinter der Aufwuchs gemulcht werden. Um den Verdunkelungseffekt zu ermöglichen ist ein ausreichend intensiver Grünlandaufwuchs erforderlich. Bei Wiederaufnahme der Schnittnutzung ist eine erfolgreiche Nachsaat zwingend notwendig, um die Narbenlücken zu schließen. Für die Regulierung von leichten Anfangsbefall ist die mechanische Einzelpflanzenbekämpfung geeignet.

Starker, großflächiger Befall

Für eine direkte Bekämpfung von einem stärkeren und großflächigen Befall ist das Ausreisen oder Ausstechen der einzelnen Kreuzkraut-Pflanzen nicht mehr geeignet.

Im Fall einer intensiven und großflächigen Verseuchung ist nur eine gezielte Herbizidbehandlung mit verschiedenen Wuchsstoffherbiziden oder Kombinationspräparaten mit den Wirkstoffen Dicamba, Aminopyralid oder Clopyralid geeigent, um kurzfristig die Futternutzung des Aufwuchses wieder zu ermöglichen. Nach einer erfolgreichen Behandlung müssen die Narbenlücken im Grünland mit standortgerechten Nachsaatmischungen sicher geschlossen werden. In der Folge können Kreuzkräuter durch eine ertragsorientierte Nutzung verdrängt werden. Aus dem Bodensamenvorrat oder durch Samenzuflug neu auflaufende Keimpflanzen sollten durch regelmäßiges Ausstechen beseitigt werden.

Empfehlungen

  • Mit Kreuzkraut verseuchtes Futter darf nicht verwendet werden, sondern muss beseitigt, oder anderweitig, z.B. in Biogas- oder Kompostierungsanlagen, verwertet werden.
  • Auf stark befallenen Flächen ist eine direkte chemische Bekämpfung zur Wiederherstellung der Futternutzung erforderlich. Die Einsatzmöglichkeit muss allerdings in Bezug auf den Natur- und Artenschutzstatus der betroffenen Flächen abgeprüft und gegebenenfalls genehmigt werden.
  • Die Etablierung von Kreuzkräutern durch Samenflug ist durch eine standortgerechte Nutzung und die Pflege einer geschlossenen Grasnarbe zu verhindern.
  • Ein leichter, kleinräumiger Anfangsbefall kann durch Ausstechen der Einzelpflanzen beseitigt werden.