Giftsumach in Bayern

Die aus Nordamerika stammende Pflanze ist in Deutschland eigentlich nur in wenigen botanischen Gärten zu finden. Im Juni 2009 wurde im Stadtgebiet von Dachau ein Befall mit Giftsumach (Poison ivy) auf einer kommunalen Grünfläche festgestellt.
Die Neophyte (nicht einheimische Pflanzenart, die erst nach 1492 durch den Menschen verbreitet wurde) besitzt die Fähigkeit, bei Hautkontakt extrem starke allergische Reaktionen zu verursachen. Im Sinne einer direkten Gesundheitsvorsorge wird von den zuständigen Behörden eine schnellstmögliche Beseitigung der Pflanzen angestrebt.
Zeichnung

Giftsumach: Zeichnung O.W. Thomé 1885

Giftsumach und Gemeiner Efeu ranken an einer Hausfassade hoch

Giftsumach und Gemeiner Efeu

typisches dreiteiligem Blatt

Giftsumach

Einordnung

Der Giftsumach (Wiss.: Toxicodendron radicans (L.); Syn.: Rhus toxicodendron, Toxicodendron quercifolium, Rhus radicans) oder auch Gift-Efeu genannt, gehört innerhalb der Familie der Sumach-Gewächse (Anacardiaceae) zur Gattung Rhus. Die englische (Poison ivy) und deutsche Bezeichnung (Gift-Efeu) leitet sich von der sehr ähnlichen Wuchsform beider Pflanzen ab. Der Gemeine Efeu (Hedera helix) ist aufgrund der Pflanzeninhaltsstoffe Saponin und Falcarinol ebenfalls als Giftpflanze zu bezeichnen. Es besteht allerdings keine verwandtschaftliche Beziehung zwischen beiden Arten. Zur Familie der Sumachgewächse werden je nach aktueller systematischer Zuordnung etwa 150 bis 200 Arten gezählt. Die natürlichen Verbreitungsgebiete sind Nord-, Südamerika, Südafrika und Ostasien. Der Gattungsname Rhus wurde in der Antike als Gewürz- und Heilkraut und als Lieferant von Gerbstoffen benutzt.

In Nordeuropa sind Sumachgewächse nicht einheimisch. Als Neophyten sind bisher die Zierpflanzen Essigbaum (Rhus hirta; Syn.: Rhus typhina[/i]) und der Perückenstrauch (Cotinus coggygria; Syn.: Rhus cotinus[/i]) von Bedeutung. Eine nennenswerte Ausbreitung in Form von Verwilderung ist bei beiden Arten noch nicht aufgetreten.

Verbreitung

Der Giftsumach (engl.: Poison ivy, Poison oak) ist in Nordamerika weit verbreitet. Aufgrund der Formenvielfalt werden fünf Arten mit abweichenden Verbreitungsgebieten unterschieden:

  • Western Poison oak (Rhus diversiloba oder Toxicodendron diversilobum) ist im Westen Nordamerikas, von der Pazifik-Küste bis in die die Sierra Nevada und von Süd-British Columbia bis nach Nieder-Kalifornien, weit verbreitet. Es wächst als dichter Busch in sonnigen Lagen oder auch als Kletterpflanze in schattigen Wäldern. Es vermehrt sich über Rhizome oder Samen. Die Art ist sehr formenreich, zeichnet sich allerdings durch das für Rhus typische dreiteilige Blatt aus.
  • Atlantic Poison oak (Rhus toxisasium oder Toxicodendron rubescens) wächst meistens auf sandigen Böden in den östlichen Regionen der USA. Der Strauch mit den arttypischen dreiteiligen Blättern wird häufig mit dem verbreiteteren Poison ivy verwechselt.
  • Poison ivy (Rhus radicans oder Toxicodendron radicans) tritt in Nordamerika, mit Ausnahme von Alaska, Hawaii und Kalifornien sehr häufig auf. Es wächst strauchartig am Boden oder als Schling- und Kletterpflanze bis auf eine Höhe von 8–10 Metern. Es kann den bewachsenen Baum völlig überwuchern, bis diese als Poison ivy “Bäume“ erscheinen. Das dreiteilige Blatt ist glattrandig, häufig asymmetrisch gelappt und am Mittelteil gestielt. Die Einzelblätter sind 2–5 cm lang. Die Vermehrung erfolgt vegetativ über Rhizome oder durch Samen.
  • Western Poison ivy (Rhus rydbergii oder [i]Toxicodendron rydbergii) kommt vorwiegend im Nord-Westen der USA und in Kanada vor. Es wächst buschartig oder auch als Kletterpflanze. Es wurde ehemals als Subspezies von Poison ivy eingeordnet, wobei es auch zu Hybridisierungen zwischen den Kletterpflanzentypen beider Arten kommen kann.
  • Poison Sumac (Rhus vernix oder Toxicodendron vernix) kommt in der gesamten Westhälfte der USA vor. Es wächst als Strauch oder kleiner Baum mit einer Höhe von 2–7 Metern. Das Fiederblatt mit schmalen, spitzen und ungestielt-gegenständigen 7–13 Blättern kann leicht von den anderen Rhus–Arten unterschieden werden. Poison Sumac wird als giftigste Pflanze der USA bezeichnet.

Bedeutung

Obwohl der Giftsumach (Poison ivy) in Nordamerika eine einheimische Pflanze ist, werden er und seine Art-Verwandten (siehe oben), insbesondere in der Nähe von Siedlungen, rücksichtslos bekämpft. Der Aufwand hierfür kann allerdings enorm sein. Aus diesem Grund können Flächen mit Giftsumach einen deutlichen Wertverlust erleiden. Aufgrund der Kontaktgiftigkeit wird bereits den Kindern der Umgang mit den Pflanzen durch Reime, wie etwa „Leafes of three, let it be“ beigebracht. Aufgrund seiner Gefährlichkeit hat es Poison ivy sogar in der Kultur und den Unterhaltungsmedien zu der Figur einer giftgrünen, rothaarigen Hexe, z.B. im Film Batman, gebracht.

Wie viele Giftpflanzen findet der Giftsumach auch Verwendung in der Naturheilkunde. Aufgrund der nicht unproblematischen Anwendung werden nur noch homöopathische Präparate z. B. gegen Kreuz- und Gliederschmerzen oder bei Verrenkungen oder Verstauchungen eingesetzt.

Giftigkeit

Alle Sumachgewächse zeichnen sich durch eine mehr oder minder starke Giftigkeit aus, die auf den Pflanzenwirkstoff Urushiol (Typ I-V) zurückzuführen ist. Urushiol ist eines der stärksten pflanzlichen Kontakttoxine. Durch leichte Berührung der Blätter des Giftsumachs oder selbst schon durch Ausdünstungen der Pflanze kann es zu einer ausschlagartigen Rötung am ganzen Körper kommen. Bei einer stärkeren allergischen Sensibilisierung können extreme, blasenartige Hautverbrennungen auftreten. In den USA sollen 70-90 % der Bevölkerung eine spezifische Allergie gegen Giftsumach besitzen.

Bereits ab einer Intoxikation mit 1 ng Urushiol kann ein Hautausschlag ausgelöst werden. Dies bedeutet, dass torethisch 10 g Urushiol reichen würden, um bei der gesamten Weltbevölkerung Hautschäden zu verursachen. Das Toxin ist im Milchsaft der Pflanze konzentriert und ist noch in abgestorbenen Pflanzen mit einer Dauer von bis zu 5 Jahren schädlich.

Bekämpfung

In den USA wird versucht, den Giftsumach im Bereich von Ansiedlungen zu beseitigen. Die Versuche waren bisher erfolglos. Eine mechanische Bekämpfung ist sehr gefährlich und nur mit speziellen Schutzanzügen möglich. Die Pflanze kann sich aus Wurzelausläufern oder Samen wieder regenerieren. Thermische Bekämpfung durch Abbrennen bzw. Abflammen ist nicht möglich, weil Urushiol in den entstehenden Stäuben hoch toxisch wirkt. Eine chemische Bekämpfung ist mit den Wirkstoffen Glyphosate, Triclopyr oder 2,4-D möglich. Die beiden erstgenannten Herbizide besitzen die beste Effizienz, sie sind allerdings in den Standorten des Giftsumach für den weiteren vorhandenen Pflanzenbewuchs ebenfalls nicht verträglich. Da eine Einzelpflanzenbehandlung aus technischen Gründen i.d.R. nicht möglich ist, würde beim Einsatz von Herbiziden der gesamte Bewuchs der befallenen Fläche geschädigt werden. Eine Beseitigung des Giftsumach ist daher nur durch Spezialkräfte mit auf die Standortsituation angepassten Maßnahmen und entsprechend hohem Aufwand möglich.