Blattfleckenkrankheiten an Mais
Wirtschaftlich relevante Blattsymptome an Mais werden seit Mitte der neunziger Jahre zunehmend in allen wärmeren deutschen Maisanbaugebieten beobachtet.
Jedoch ist der Krankheitsdruck je nach Witterung von Jahr zu Jahr verschieden. Eine feuchtwarme Frühsommerwitterung schafft günstige Voraussetzungen für einen hohen Befallsdruck. Bei langanhaltender Sommertrockenheit ist ein niedrigerer Befallsdruck zu erwarten.
Bis Mitte der 90er Jahre galten Blattfleckenkrankheiten bei Mais als ein Problem der feucht-warmen Maisanbaugebiete in unseren südlichen Nachbarländern und in Übersee. Zwar sind einige dieser Krankheitserreger auch nördlich der Alpen seit langem in den Maisbeständen zu finden, ein nennenswerter wirtschaftlicher Schaden wurde jedoch erstmals 1995 in der Oberrheinebene festgestellt. Seit dieser Zeit werden die Blattsymptome zunehmend in allen wärmeren deutschen Maisanbaugebieten beobachtet. Innerhalb dieser Gebiete bleibt der Befall jedoch regional sehr unterschiedlich. Auch ist der Krankheitsdruck je nach Witterung von Jahr zu Jahr deutlich verschieden. Eine feuchtwarme Frühsommerwitterung schafft günstige Voraussetzungen für eine Epidemie. Bei langanhaltender Sommertrockenheit ist ein niedrigerer Befallsdruck zu erwarten.
Setosphaeria turcica/Exserohilum turcicum
An Mais gibt es eine ganze Reihe von Pilzen die Blatterkrankungen hervorrufen. Der Pilz, der unter unseren Klimabedingungen den mit Abstand größten Schaden verursachen kann, wird in seiner Hauptfruchtform (sexuelles Fortpflanzungsstadium) als Setosphaeria turcica bezeichnet. Früher hat man die Nebenfruchtform (Bildung ungeschlechtlicher Sporen, die als Konidien bezeichnet werden) des Erregers als Helminthosporium turcicum bezeichnet. Aus diesem Grunde war die Krankheit als Helminthosporium-Blattflecken bekannt. Heute wird das Konidien-Stadium unter der Bezeichnung Exserohilum turcicum eingeordnet.
Der Erreger ist weltweit verbreitet. In den USA kommt er vor allem im nördlichen Maisgürtel vor. Deshalb ist das Schadbild dort unter dem Namen "Northern corn leaf blight" bekannt und solange keine ausreichend resistenten Sorten zur Verfügung standen, trat die Krankheit in feuchten und warmen Jahren als Epidemie hoch schädigend auf. Auch in Österreich (Steiermark) wurden in anfälligen Sorten Ertragsausfälle ermittelt. In Jahren mit feuchtwarmer Vegetationsperiode (zum Beispiel im Jahr 2002) ist auch in Bayern stärkerer Befall zu beobachten. In den am stärksten befallenen Gebieten an Inn und Donau lagen die Ertragseinbußen nach unseren Schätzungen jedoch unter 10 Prozent. Nur in hoch anfälligen Sorten, die von der Offizialberatung jedoch nicht empfohlen werden, in Einzelfällen auch bei über 30 Prozent.
Entwicklung und Symptome
Ausgangspunkte der Blattfleckenkrankheit sind die an der Bodenoberfläche befindlichen Reste von Maisstoppeln und -stroh. Auf diesem Material werden im Frühjahr Konidien und Chlamydosporen (aus Myzelteilen ungeschlechtlich entstandene Sporen) gebildet, die durch Regenspritzer auf die unteren Maisblätter gelangen. Temperaturen zwischen 24° C bis 30° C und eine 10-stündige Blattnässe stellen optimale Voraussetzungen für das Auskeimen und Eindringen der Spore in das Blattgewebe dar. Die Erstinfektion erfolgt bei günstigen Witterungsbedingungen etwa ab dem 8-Blattstadium. Bereits nach 10 bis 14 Tagen werden an der Blattunterseite neue Sporen (Konidien) freigesetzt und durch Wind verbreitet und so auch auf Nachbarflächen übertragen. Bei lang anhaltender feuchter und warmer Witterung im Frühjahr und Sommer kann es zu mehreren Infektionszyklen und somit zu einer starken Ausbreitung der Setosphaeria-Blattfleckenkrankheit an Mais kommen. Günstig für die Infektion sind auch Bedingungen, unter denen sich hohe Tagestemperaturen mit niedrigen Nachttemperaturen abwechseln und dadurch längere Zeit hohe Luftfeuchtigkeit durch Tau, Nebel oder Dunst herrscht.
Die ersten Symptome an Mais treten zunächst an den unteren Blättern auf. Blattflecken, die später aus windverbreiteten Sporen hervorgehen, zeigen sich meist an den oberen Blättern. Der Pilz verursacht am Anfang kleine, längliche, wässrige Flecken, die zu langgestreckten oder streifigen, graugrünen bis hellbraunen Läsionen auswachsen können. Die Blattflecken fließen zusammen und können bis zu 20 cm lang und 5 cm breit werden. Dadurch können große Teile der Blattspreite absterben, jedoch selten das gesamte Blatt. Ähnliche Flecken sind auch auf den Lieschen zu finden. In Mitteleuropa sind bisher außer Mais keine weiteren Wirtspflanzen für Setosphaeria turcica bekannt.
Deutliche Infektionsstellen an Mais sind in unserer Region vor dem Fahnenschieben kaum zu beobachten. Generell gilt, je später die Infektion stattfindet, umso geringer der Ertragsausfall. Nach österreichischen Untersuchungen führt ein Befall vor oder während der Blüte, mit nachfolgend optimalen Bedingungen für den Pilz bei hochanfälligen Maissorten zu Mindererträgen von bis zu 60%. Erfolgt hingegen die Infektion 5-6 Wochen nach der Blüte, sind die Ertragseinbußen zu vernachlässigen. Allerdings stellen die befallenen Pflanzenreste die Infektionsquelle für die Folgejahre dar.
Witterung
Wie schon mehrfach erwähnt hat, die Frühjahrs- und Sommerwitterung einen wesentlichen Einfluss auf die Befallsausbreitung. Hohe Luftfeuchtigkeit von über 95% und Temperaturen von 20° C – 30° C stellen für Sekundärinfektionen optimale Bedingungen dar. Aber auch die Beregnung von Maisbeständen, wie im Trockenjahr 2003 vereinzelt durchgeführt, fördert die Befallsentwicklung.
Ernterückstände
Je weniger Blatt- und Stängelreste sich im Frühjahr an der Bodenoberfläche befinden, umso weniger Sporen stehen für die Erstinfektion zur Verfügung. Das saubere Einarbeiten der Maisernterückstände ist deshalb in den gefährdeten Gebieten eine unerlässliche Maßnahme. Dadurch wird dem Erreger der Nährboden entzogen und somit der Infektionskreislauf unterbrochen. Um die Verrottung des Strohs zu beschleunigen, ist vor der Einarbeitung auf eine gründliche Zerkleinerung (zum Beispiel durch Mulchen) zu achten. Diese Maßnahme ist umso erfolgversprechender, je mehr Landwirte sich in der Befallsregion daran beteiligen. Letztendlich geht es darum, die Infektionskette zwischen unverrotteten Ernterückständen und jungen Maispflanzen zu unterbinden.
Standorteffekte
Gestresste Pflanzen werden von der Pilzkrankheit leichter befallen. So ist am Vorgewende oder an Stellen, die bei der Gülleausbreitung häufiger überfahren werden, ein früherer und stärkerer Befall zu beobachten. Grund: hier ist der Boden stärker verdichtet und die Maispflanze dadurch geschwächt. Neben der Bodenverdichtung tragen aber auch andere Faktoren, die eine zügige Entwicklung des Maises behindern (Nährstoffüber- oder Unterversorgung, Herbizidschäden, Staunässe usw.), zu einem stärkeren Auftreten der Blattkrankheit bei.
Sorte
Den größten Einfluss auf das Befallsgeschehen hat die Sortenwahl. Tendenziell sind frühreife Sorten anfälliger als Spätreife. Tolerante Sorten bleiben zwar häufiger auch nicht befallsfrei, jedoch tritt die Krankheit wesentlich später auf. Zu diesem Zeitpunkt setzt meist auch die natürliche Abreife ein. Aus diesem Grund wirkt sich der Befall nicht mehr auf den Ertrag aus. Der amtliche Dienst stellt für die jeweiligen Befallsregionen Sorteneinstufungen zur Verfügung. Die bayerische Sortenliste kann im Internet und www.LfL.bayern.de abgerufen oder über die Landwirtschaftsämter bezogen werden.
Fungizide
In Bayern werden seit dem Jahr 2002 Fungizidversuche angelegt. Dabei kommen bei unterschiedlich stark anfälligen Maissorten verschiedene Präparate vor der Blüte (Maishöhe ca. 1 m) und/oder zur Hauptblüte bzw. kurze Zeit nach der Blüte zum Einsatz. Die Versuche wurden mit Parzellengrößen von 60 qm und vierfacher Wiederholung durchgeführt. Bei der Versuchsdurchführung wurde darauf geachtet, dass keine Fahrverluste bei den Spritzarbeiten entstanden. In der Praxis wäre dieses Ziel kaum zu erreichen. Wie aus den Abbildungen 1 und 2 zu entnehmen ist, konnten im Durschnitt über alle Mais-Fungizidversuche weder im Körnermais noch im Silomais Mehrerträge erzielt werden und das unabhängig davon, ob die Fungizid-Behandlung vor der Blüte oder zur Hauptblüte durchgeführt wurde. Daraus wird deutlich, dass selbst bei stärkerem Krankheitsdruck die Fungizidmaßnahmen wegen des hohen Aufwandes (Stelzenschlepper, Fahrverluste und Fungizidkosten) kaum wirtschaftlich sind. Somit ist dieses Verfahren für die Praxis keine Problemlösung. Ganz abgesehen davon, dass für diese Indikation keine Fungizide zugelassen sind.
Somit spielt die Sortenauswahl bei der Bekämpfung dieser Blattfleckenkrankheit die wichtigste Rolle. Werden jedoch die vorher genannten Vorbeugemaßnahmen nicht konsequent beachtet, kann die Sorte alleine auch nicht alles retten.
Blattfleckenerreger Cochliobolus carbonum
Cochliobolus carbonum (früher als Helminthosporum carbonum bezeichnet); dieser Blattfleckenerreger verursacht im Gegensatz zu Setosphaeria turcica sehr viel kleinere hellgrüne oder gelblich runde, später bis maximal 3 cm langgestreckte braune Flecken. Auch bei diesem Pilz sind die Blattflecken von einem dunklen Saum umgeben und weisen zum Teil konzentrische Zonierungen auf. Die Krankheit wird in Mitteleuropa häufig gefunden, aber wirtschaftlich relevante Schäden wurden bisher nicht verursacht.
Augenfleckenkrankheit
Die Augenfleckenkrankheit wird durch den Pilz Kabatiella zeae verursacht. Auf den Blättern bilden sich kleine, wenige Millimeter große, runde Flecken. Das bräunlich-rote Zentrum ist von einem deutlich größeren gelben Hof umgeben. Die Krankheit tritt vor allem bei mehrjähriger Monokultur und Minimalbearbeitung stärker auf. Unter diesen Bedingungen kam es in Frankreich zu stärkeren Blattverlusten. Sauberes Zerkleinern und Einarbeiten aller befallenen Pflanzenreste schließt ein ertragsrelevantes Auftreten der Pilzkrankheit aus.
Maisrost
Maisrost (Puccinia sorghi) ist besonders in tropischen und subtropischen Gebieten weit verbreitet. In Mittel- und Südeuropa tritt die Krankheit meist nur jahrgangsweise und lokal begrenzt in wirtschaftlich spürbarem Ausmaß (wie 1995 in Österreich) auf. Im Hochsommer entwickeln sich auf der Ober- und Unterseite der Blätter 1 bis 3 mm große goldgelbe Pusteln, die schnell aufplatzen und braunes Sporenpulver entlassen. Auch bei dieser Maiskrankheit ist das Unterpflügen des Strohs die vordringlichste Bekämpfungsmaßnahme.
Fazit
Mais wird durch mehrere pilzliche Blattkrankheiten bedroht. Ob sie einen wirtschaftlichen Schaden verursachen hängt in erster Linie von der Jahreswitterung ab. Durch den Anbau wenig anfälliger Sorten in Verbindung mit ackerbaulichen Maßnahmen sind auch unter für den Pilz günstigen Witterungsbedingungen Ertragsausfälle zu vermeiden.
Bildergalerie Blattfleckenkrankheiten Mais
Maiskrankheiten
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