Schriftenreihe 8/2015
Grünlandmonitoring Bayern: Evaluierung von Agrarumweltmaßnahmen
Die bayerischen Agrarumweltprogramme gewähren Ausgleichszahlungen für extensive Bewirtschaftungsweisen zum Schutz der Umwelt und des Klimas und zur Verbesserung des Tierwohls. Diese Schriftenreihe präsentiert Untersuchungen des Effekts dieser Programme auf die botanische Artenvielfalt des Grünlandes mit Hilfe von Vegetationserhebungen. (87 Seiten)
Erscheinungsdatum: November 2015
Die Publikation als PDF 2,2 MB
Die Publikation ist nur online verfügbar.
Agrarumweltprogramme gewähren Ausgleichszahlungen für extensive Bewirtschaftungsweisen zum Schutz der Umwelt und des Klimas und sollen auch das Tierwohl verbessern. Der Mehraufwand und die Ertragseinbußen werden für den Landwirt durch Prämien ausgeglichen. Die Finanzierung erfolgt aus EU-, Bundes- und Landesmitteln. In Bayern werden im Rahmen der Agrarumweltprogramme das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) für landwirtschaftliche Flächen angeboten.
Im Kulturlandschaftsprogramm werden betriebsbezogene Maßnahmen, die den gesamten Betrieb betreffen, wie die Maßnahme Ökolandbau, betriebszweigbezogene Maßnahmen, die sich z. B. auf das Grünland eines Betriebes beziehen, wie z. B. die Grünlandextensivierung mit Auflagen zu Düngung und Pflanzenschutz, und flächenbezogene Maßnahmen, die nur das jeweilige Feldstück betreffen, wie z. B. Schnittzeitpunktauflagen angeboten. Die Maßnahmen sollen helfen, natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser, Landschaft und Artenvielfalt zu erhalten. Nachdem bedeutende Finanzmittel für KULAP verwendet werden, ist es von zunehmender Bedeutung, den Erfolg dieses Programmes quantitativ belegen zu können. Ein solcher Nachweis wird hier mit Hilfe von Erhebungen zur botanischen Artenvielfalt im Grünland geführt.
Das Grünlandmonitoring Bayern lieferte mit der Ersterhebung der Vegetation (2002-2008) auf über 6000 Flächen umfangreiche Daten zur Artenvielfalt und Zusammensetzung der Grünlandvegetation Bayerns unter verschiedensten Standortbedingungen und bei unterschiedlichen Nutzungsintensitäten in einer großen räumlichen Auflösung.
Von 2009 bis 2012 wurden die Vegetationsaufnahmen auf 2485 Flächen wiederholt. Für den zweiten Durchgang des Grünlandmonitoring Bayern wurden gezielt Flächen der Ersterhebung ausgewählt, auf denen unterschiedliche Agrarumweltmaßnahmen durchgeführt wurden. Verteilt über ganz Bayern wurden auf Dauerflächen von 25 m² alle Pflan-zenarten und ihr jeweiliger Ertragsanteil erfasst. Etwa die Hälfte dieser wiederholten Flächen nahmen nicht an Agrarumweltmaßnahmen teil und dienten als Referenz.
Insgesamt wurden bei der Wiederholung auf den 2485 Flächen 632 verschiedene Pflanzenarten gefunden. Darunter waren 129 Gräser, 466 Kräuter und 37 Leguminosen. Von den gefundenen Arten stehen 200 auf der Bayerischen Roten Liste. Durchschnittlich erreichten die Gräser in jeder Vegetationsaufnahme 72 %, Kräuter 18,8 % und Leguminosen 9,2 % des Ertrages. Die höchsten Ertragsanteile im Durchschnitt aller untersuchten Flächen erreichten der Wiesen-Fuchsschwanz (11,9 %; Alopecurus pratensis), das Gewöhnliche Rispengras (9 %; Poa trivialis), die beiden Weidelgräser (9,1 %, Lolium perenne, bzw. 8,3 %, Lolium x hybridum), der Weiß-Klee (7,1 %, Trifolium repens) und das Knäuelgras (6,4 %, Dactylis glomerata). Nur zehn Arten kamen in mehr als 50 % der Vegetationsaufnahmen vor.
Im Vergleich des ersten und zweiten Durchgangs des Grünlandmonitoring zeigt sich, dass im Durchschnitt der wiederholten Flächen nur wenige Änderungen in der Artenzusammensetzung auftraten. Die durchschnittliche Artenzahl ist mit 20 Arten pro 25m2 gegenüber dem ersten Durchgang des Grünlandmonitorings konstant geblieben. Auch der Anteil artenreicher Flächen mit mindestens 25 Arten pro 25 m² von 23 % veränderte sich nicht.
In Bezug auf die Agrarumweltmaßnahmen sind die Ergebnisse stark von der großen Anzahl der Ausstiege aus dem Programm geprägt. Wurde im ersten Durchgang noch auf 75 % der 2485 Flächen eine Agrarumweltmaßnahme durchgeführt, waren es im zweiten Durchgang nur noch 50 %. Besonders an den betriebszweigbezogenen Maßnahmen, die zuvor sehr beliebt waren, nahmen mit dem Start der neuen Förderperiode 2007-2013 deutlich weniger Flächen teil. Weniger Ausstiege waren im Ökolandbau und bei den flächenbezogenen Maßnahmen, wie der Förderung der Almwirtschaft, zu beobachten.
Bei allen Agrarumweltmaßnahmen zeigte sich - wie schon bei der Erstaufnahme - ein positiver Effekt auf die Artenzahl: im Mittel hatten alle Agrarumweltmaßnahmen höhere Artenzahlen als Flächen ohne Agrarumweltmaßnahmen. Besonders Flächen die als Almen/Alpen gefördert wurden, Flächen des Vertragsnaturschutzes, sowie Flächen, auf denen die Mahd von Steillagen gefördert wurde, zeigten wie schon im ersten Durchgang des Grünlandmonitorings die höchsten Artenzahlen. Über der mittleren Artenzahl von 20 Arten pro 25 m² lagen auch die Maßnahmen „später erster Schnitt (1. Juli)“, „Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz entlang von Gewässern und in sonstigen sensiblen Gebieten“, die Grünlandextensivierung mit maximal 1,4 GV/ha und der Ökolandbau. Im Vergleich zwischen den Maßnahmen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem Umfang der Maßnahmen, der Artenzahl und den Erträgen: Maßnahmen mit weitreichenden Nutzungseinschränkungen führten zu höheren Artenzahlen und verringerten Erträgen.
Der Vergleich der Flächen mit gleichen und unterschiedlichen Agrarumweltmaßnahmen in beiden Durchgängen zeigt deutlich, dass die Beibehaltung der Maßnahme zu einem Anstieg der Artenzahl führte. Flächen, die aus der Förderung genommen wurden, zeigten einen deutlichen Rückgang der Artenzahl, während der Einstieg in Agrarumweltmaßnahmen die Artenzahl der Fläche meist erhöhte. Dieser Effekt hing auch vom Artenreichtum der Fläche ab: Von der Aufnahme von Agrarumweltmaßnahmen konnten besonders artenarme Flächen mit Artenzahlen unter dem bayerischen Durchschnitt profitieren und die Artenzahl steigern. Im Gegenzug waren die Artenverluste bei Aufgabe der Agrarumweltmaßnahmen bei mittleren und artenreichen Flächen besonders hoch.
Es zeigt sich, dass Wechsel, Aufgabe oder Beibehaltung der Agrarumweltmaßnahme deutlich mit der Artenzahl und der Besatzdichte im Betrieb (GV/ha) im ersten Durchgang zu-sammenhingen: Flächen mit höheren Artenzahlen blieben eher im gleichen Agrarumweltprogramm, Flächen mit niedrigen Artenzahlen (und hohen Besatzdichten) verließen das Programm häufiger.
Die höheren Artenzahlen der Flächen mit Agrarumweltmaßnahmen setzten sich so aus bereits höheren Artenzahlen zu Beginn des Programmes und einer Zunahme der Artenzahl bei Beibehaltung des Programmes zusammen.
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Das Projekt Grünlandmonitoring Bayern erfasst den Zustand und die Entwicklung der Grünlandvegetation. Dazu wurde im ersten Durchgang von 2002 bis 2008 auf über 6000 Schlägen unterschiedlicher Intensität und Nutzung die Artenzusammensetzung in repräsentativen Dauerflächen erfasst. In einem zweiten Durchgagn wurde die Entwicklung der Vegetation auf reduzierter Flächenzahl (ca. 2500 Flächen) untersucht.
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