Forschungs- und Innovationsprojekt
BayernGO – Stärkung der bayerischen Ferkelerzeugung durch nachhaltigkeits- und tierwohlorientierte Selektionsmaßnahmen

Eine Jungsau stehend auf Sand

Bayernhybrid-Jungsau (Kreuzung von Deutschem Edelschwein und Deutscher Landrasse), Foto: EGZH

Stärkung der bayerischen Ferkelerzeugung durch nachhaltigkeits- und tierwohlorientierte Selektionsmaßnahmen im eigenremontierenden Ferkelerzeugerbetrieb (BayernGO)

Ziel des Projektes ist es, eigenremontierenden Ferkelerzeugern mit Hilfe der genomischen Selektion auch einen Zuchtfortschritt über die Sauenseite zu ermöglichen. Gleichzeitig soll in den Betrieben das Auftreten von Erbfehlern vermindert und die genetische Resistenz gegen bestimmte Produktionskrankheiten erhöht werden.

Ziele und Motivation

Die Herdbuchzucht in Bayern nutzt umfangreiche Genom- und Produktionsdaten, um auch wenig erbliche Merkmale (z.B. Fruchtbarkeit, Langlebigkeit) zu verbessern. Gleichzeitig erlaubt die moderne Genomanalyse, die Veranlagung zu Anomalien oder Resistenzen gegen bestimmte Erreger bei Ferkeln zu erkennen. Bisher stehen diese Methoden jedoch nur den Zuchtbetrieben im engeren Sinne zur Verfügung. Da etwa die Hälfte der Zuchtsauen in Bayern von den Ferkelerzeugern selbst erzeugt wird (sogenannte Eigenremontierer), haben diese keine Informationen über ihre eigenen Zuchttiere, sondern nur über die eingesetzten Besamungseber. Eine konkrete züchterische Unterstützung von Eigenremontierern wird bisher aufgrund der schwierigen Abstammungs- und Datenerhebung in Produktionsbetrieben noch von keiner Zuchtorganisation angeboten.
Mit BayernGo können Eigenremontierer ihre Sauenherde genotypisieren lassen und erhalten Informationen über den züchterischen Wert ihrer Sauen. Der Nutzen für die Züchtervereinigung besteht darin, dass durch die künftig zu erwartende größere Datenbasis aus Herdbuch- und Eigenremontierungsbetrieben sich weitere wenig erbliche Merkmale (z.B. Verhalten, Anomalien) für die züchterische Bearbeitung erschließen lassen. Die teilnehmenden Ferkelerzeuger können durch die genomische Selektion den Anteil an Reinzuchtanpaarungen verringern, was die Wirtschaftlichkeit verbessert. Darüber hinaus führt eine Stärkung der Eigenremontierung zu einer besseren Tiergesundheit und zu weniger Tiertransporten.

Methode

Zunächst soll die bestehende Logistik zur Erfassung, Lagerung und Genotypisierung der Proben aus Herdbuchbetrieben so erweitert werden, dass auch Proben von eigenremontierenden Betrieben verarbeitet werden können. Die gemeinsam von LKV Bayern, EGZH und LfL betriebene Datenbank muss hierfür angepasst werden, damit Daten aus solchen Betrieben gespeichert und auch in der genomisch optimierten Zuchtwertschätzung berücksichtigt werden können. Anschließend sollen als erstes die Sauen der teilnehmenden Betriebe genotypisiert werden. Deren genomisch optimierte Zuchtwerte und Informationen hinsichtlich genetischer Besonderheiten sollen die Grundlage für eine Anpaarungsplanung bilden. Im nächsten Schritt soll das System um die Jungsauen erweitert werden. Für das Projekt sollen nicht nur die Daten der Reinzuchtsauen der Betriebe genutzt werden, sondern auch Leistungsdaten ihrer Kreuzungssauen. Schließlich soll untersucht werden, ob die größere Datenbasis eine intensivere züchterische Bearbeitung relevanter Merkmale ermöglicht.

Ergebnisse

Die ersten Betriebe für das Projekt wurden kurz nach dem Start ausgewählt. Bereits nach wenigen Wochen war die maximale Anzahl von 14 Betrieben erreicht. Im Juni 2020 wurden erstmals Typisierungen durchgeführt. Bis zum Ende der Projektlaufzeit im März 2023 haben diese Betriebe 4.500 Tiere typisieren lassen. Bevor die Daten der Genotypisierung in der Zuchtwertschätzung berücksichtigt werden, wird überprüft, ob die angegebene Abstammung mit der Abstammung, die sich aus der Genotypisierung ergibt, übereinstimmt. Dabei hat sich gezeigt, dass der Anteil der Tiere mit Abstammungskonflikten in etwa auf dem gleichen niedrigen Niveau liegt wie bei den Herdbuchbetrieben.
Einer der wesentlichen Vorteile der genomischen Selektion ist, dass Tiere aus Vollgeschwistergruppen auch ohne vorliegende Eigen- oder Nachkommenleistungen nicht mehr alle den gleichen Zuchtwert haben. Das bedeutet, dass Betriebe ihre weibliche Nachzucht mit mehr Sicherheit remontieren können und damit mehr Zuchtfortschritt erzielen können. Es hat sich gezeigt, dass die Streuung der Zuchtwerte innerhalb von Würfen bei den BayernGO-Betrieben ebenso hoch ist wie bei den Herdbuchbetrieben, d.h. das Potential für schnelle Zuchtfortschritte ist für beide Betriebstypen gleichermaßen vorhanden. Es ist allerdings auch deutlich geworden, dass das züchterische Niveau der BayernGO-Betriebe im Durchschnitt niedriger ist als dass der Herdbuchbetriebe. Hauptgrund ist, dass die BayernGO-Betriebe zum größten Teil ältere Besamungseber mit hohen Sicherheiten einsetzen. Herdbuchbetriebe dagegen setzen vorwiegend jüngere Eber ein, die zwar niedrigere Sicherheiten, aber deutlich höhere Zuchtwerte haben. Mit Hilfe einer Anpaarungsplanung haben die BayernGO-Betriebe die Möglichkeit, die Besamungseber gezielter auszuwählen, so dass für jede Sau der am besten passende Eber gefunden werden kann. Hinsichtlich der Auswahl der Eber als auch bei der Auswahl der Sauen für Reinzuchtanpaarungen hat bei den Betrieben ein Umdenken eingesetzt. Es werden vermehrt jüngere Eber ausgewählt und auch bei den Sauen verlassen sich die Betriebe mehr und mehr auf die Zuchtwerte als auf die Eigenleistungen der Sauen. Kürzere Generationsintervalle führen zu höheren Zuchtfortschritten.
Inzwischen werden nicht nur die Wurfleistungen der Reinzuchtsauen in der Zuchtwertschätzung berücksichtigt, sondern auch die der Kreuzungssauen. Die Betriebsdaten können sehr einfach aus der Datenbank des LKV Bayern in die Datenbank LuZ übertragen werden. Derzeit stehen fast 50.000 Würfe aus BayernGO-Betrieben für die Zuchtwertschätzung zur Verfügung. Von dieser vergrößerten Datenbasis profitieren alle Betriebe, d.h. sowohl die BayernGO-Betriebe als auch die Herdbuchbetriebe. Allerdings haben einige der BayernGO-Betriebe Schwächen bei der Erfassung zusätzlicher Wurfmerkmale und bei der Erfassung von Anomalien. In dieser Hinsicht will die EGZH die Beratung der Betriebe verbessern und auf die Bedeutung einer vollständigen Datenerfassung hinweisen.
Die Rückmeldungen der Betriebe zu diesem Projekt waren sehr positiv. Alle Betriebe beteiligten sich bis zum Projektende sehr intensiv. Bis auf wenige Ausnahmen wollen die Betriebe den Service, den die EGZH eigenremontierenden Ferkelerzeugerbetrieben auch zukünftig bietet, weiterhin nutzen, weil sie von den Vorteilen der genomischen Selektion überzeugt sind.
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Projektinformation
Projektleitung: Günther Dahinten
Projektbearbeiter: Dr. J. Dodenhoff
Laufzeit: 01.04.2020 bis 31.03.2023
Finanzierung: Projekt im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft "Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft" (EIP-AGRI). Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Operationelle Gruppen werden nach der Richtlinie des BStMELF vom 12.05.2017, AZ. G3-7020-1/139 in der jeweils gültigen Fassung gefördert. EU-Beteiligung mit bis zu 50 Prozent an der Förderung.
Projektpartner: BayernGO GbR; Leadpartner: Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht-und Hybridzuchtschweine in Bayern w.V. (EGZH)
Förderkennzeichen: EP4-910