Futterkosten reduzieren
Ohne Mineralfutter in den letzten Masttagen?
Mineralfutter machen ca. 8-10 % der Futterkosten beim Mastschwein aus. Das ist bei 2-3 % Rationsanteil nicht wenig. Sie liefern aber nicht nur Mineralstoffe und Vitamine, sondern tragen je nach Gehalt an freien Aminosäuren wesentlich zur Eiweißfuttereinsparung und damit auch zur Stickstoff- bzw. Phosphorreduzierung bei. Insbesondere zu Zeiten hoher Sojapreise steigt auch die Preiswürdigkeit aminosäurereicher Mineralfuttertypen an. Aminosäurezulagen sind aber nicht unbegrenzt machbar! Schnell werden physiologische Grenzen erreicht, wenn die Aminosäuren Valin und Isoleucin nach Herausnahme von Sojaextraktionsschrot nicht mehr ausreichen. Müssen diese zugelegt werden, wird es teuer.
Auch der Mineralfuttereinsatz muss an die Leistungen der Tiere angepasst werden. Gute Mineralfutter eignen sich zur Phasenfütterung und können in bestimmten Grenzen mengenmäßig variiert werden. Darüber hinaus beinhaltet eine gute Fütterungsstrategie verschiedene, kostensparende Mineralfuttertypen für die Anfangs- und Endmast.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, den Mineralfuttereinsatz in der Endmast genauer unter die Lupe zu nehmen und Grenzen auszuloten, zumal in der Praxis von erfolgreicher Mast bei gänzlichem Verzicht auf Mineralfutter in den letzten Masttagen ab ca. 100 kg LM berichtet wird.
In einem vorangegangenen Versuch mit vier Futtergruppen und Einzeltierfütterung an Abrufstationen wurde das Mineralfutter ab 82 kg LM ausgehend von 2 % in Stufen bis auf 0 % in den Endmastmischungen reduziert. Die Ergebnisse können mit folgendem Link hochgeladen werden:
Versuchsdurchführung
Fütterungsversuch in Schwarzenau mit 96 Mastschweinen pro Versuchsgruppe:
- Kontrollgruppe: 3-phasige Fütterung, Futterwechsel bei 60 und 90 kg Lebendmasse
- Testgruppe: 3-phasige Fütterung, Futterwechsel bei 60 und 90 kg Lebendmasse; kein Mineralfutter ab 100 kg Lebendmasse, Rationsausgleich durch Gerste
Die Mastschweine wurden in 16 Buchten mit jeweils 12 Tieren gehalten. Die Futterzufuhr erfolgte für jede Behandlungsgruppe über eine separate Flüssigfütterungsanlage. Gefüttert wurde am Langtrog mit Sensor.
Bis 100 kg Lebendmasse waren die Futtermischungen identisch. Die Futtermengen wurden täglich pro Bucht, die Lebendmassen wöchentlich erfasst.
Die Ergebnisse im Überblick
In nebenstehender Abbildung ist der Gewichtsentwicklung der Mastschweine beider Versuchsgruppen dargestellt. Ausgehend von 26 kg Lebendmasse in beiden Gruppen zu Versuchsbeginn erreichten die Tiere ein einheitliches Gewicht von 89 kg bis zu Beginn der Endmast. Nach Wegnahme des Mineralfutters ab 100 kg Lebendmasse knickte die Kurve der Testgruppe ein. Das Stallendgewicht lag bei Mineralfutterverzicht 2 kg unter dem der Kontrollgruppe.
- Im Mastabschnitt ab 100 kg lagen die täglichen Zunahmen in der Kontrollgruppe bei 725 g und in der Testgruppe bei nur 645 g.
- Über die gesamte Mastperiode hinweg konnten aber keine gesicherten Unterschiede bei den Mastleistungsparametern gefunden werden. Bei gleichem Futterverbrauch von 2,1 kg pro Tier und Tag erzielten die Tiere ohne Mineralfutter 794 g und die Kontrolltier 818g tägliche Zunahmen. Die Differenz von 24 g resultierte aus den deutlich schlechteren Leistungen ab 100 kg Lebendmasse bei Mineralfutterverzicht.
- Bei den Schlachtleistungsmerkmalen ließen sich mit Ausnahme des Fleischmaßes keine signifikanten Unterschiede feststellen. Dieses war im Mittel bei Mineralfutterentzug 2 mm geringer.
- Der bezahlungsrelevante Muskelfleischanteil war bei Wegnahme des Mineralfutters um 0,5 % Punkte vermindert.
Zusammenfassung
Der gänzliche Verzicht auf Mineralfutter in der Endmast ab 100 kg LM sollte den „Ernstfall Mineralfutterlücke“ simulieren. Das ging nicht ohne negative Folgen für die Mast- und Schlachtleistungen. Allerdings waren die Leistungseinbußen nicht absicherbar (-24 g Zunahmen, etwas mehr Fett/etwas weniger Fleisch), der eingetretene Schaden war „überschaubar“! Trotzdem wird die Empfehlung gegeben, nicht auf Mineralfutter in der Endmast zu verzichten. Die eingesparten Futterkosten werden von den zusätzlichen Masttagen aufgezehrt. Über eine sinnvolle Reduzierung des Mineralfutters im Mastverlauf ist zu diskutieren!
Projektinformation
Projektleitung: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeitung: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier
Laufzeit: Februar 2012 bis Februar 2013
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