Forschungs- und Innovationsprojekt
Einfluss des teilweisen Ersatzes von Rapsextraktionsschrot durch weiße Lupinen in der Ration von Mastbullen bei unterschiedlicher Belegungsdichte der Buchten

Blüte und Blätter der weißen Lupine

Auf Grund des vergleichsweise niedrigen Rohproteingehaltes der Maisganzpflanze ist eine Ergänzung mit eiweißreichen Rationskomponenten notwendig, um den Rohproteinbedarf der Mastbullen zu decken. In den vergangenen Jahren hat sich hier der Einsatz von Rapsextraktionsschrot etabliert. Neben den Extraktionsschroten sind auch heimische Eiweißträger wie z. B. Ackerbohne, Erbse oder Lupine innerhalb der jeweiligen Einsatzgrenzen grundsätzlich zur Rohproteinergänzung in der Bullenmast geeignet.

Mit vorliegender Untersuchung soll geprüft werden, ob ein teilweiser Ersatz von Rapsextraktionsschrot durch die weiße Lupine ohne Beeinträchtigung der Futteraufnahme und Leistung möglich ist, außerdem soll der Fütterungsversuch mit der Frage der Auswirkungen eines variierenden Flächenangebotes in der Mast von Fleckviehbullen auf Verhaltens- und Leistungsmerkmale kombiniert werden.

Zielsetzung

Einsatz von Lupinen

In der Fütterung von Mastbullen sind maissilagebasierte Rationen als Standard anzusehen. Auf Grund des vergleichsweise niedrigen Rohproteingehaltes der Maisganzpflanze ist jedoch eine Ergänzung mit eiweißreichen Rationskomponenten notwendig, um den Rohproteinbedarf der Mastbullen zu decken. In den vergangenen Jahren hat sich hier der Einsatz von Rapsextraktionsschrot etabliert. Neben den Extraktionsschroten sind auch heimische Eiweißträger wie z.B. Ackerbohne, Erbse oder Lupine innerhalb der jeweiligen Einsatzgrenzen grundsätzlich zur Rohproteinergänzung in der Bullenmast geeignet. Die Verfügbarkeit der weißen Lupine war in der Vergangenheit jedoch nicht immer gegeben, was sich mit anbautechnischen Schwierigkeiten erklären lässt. Neuerdings sind allerdings Sorten zugelassen, die als annähernd anthraknoseresistent anzusehen sind. Mit vorliegender Untersuchung soll geprüft werden, ob ein teilweiser Ersatz von Rapsextraktionsschrot durch die weiße Lupine „Frieda“ in der Bullenmast ohne Beeinträchtigung der Futteraufnahme und Leistung möglich ist.

Unterschiedliches Flächenangebot

In Deutschland wird derzeit versucht, Rahmenbedingungen für eine tierwohlgerechte Bullenmast zu definieren. In Bezug auf das anzustrebende Flächenangebot stehen dabei Zahlen im Raum, die die bisherigen Angaben weit überschreiten. Rinder versuchen grundsätzlich, die Individualdistanz zu maximieren. Ein zu geringes Flächenangebot könnte dementsprechend insbesondere bei männlichen Rindern zu verstärkt aggressivem Verhalten mit nachfolgend erhöhtem Verletzungsrisiko resultieren. Andererseits könnte auch ein verstärktes Aufspringen bei erhöhtem Flächenangebot zu einer höheren Verletzungsgefahr führen. Darüber hinaus könnte ein variierendes Platzangebot auch andere Faktoren wie z.B. die Verschmutzung der Buchten und der Tiere oder die Futteraufnahme und Leistung beeinflussen. Gezielte Untersuchungen zu diesen Fragen sind selten und führen zu teils widersprüchlichen Aussagen. Weiterhin ist die Übertragbarkeit der Ergebnisse wegen unterschiedlicher Bedingungen (Rasse, Zunahmeniveau, Gewichtsbereich, Fütterung) oft nicht gegeben. Aus diesen Gründen soll der Fütterungsversuch mit der Frage der Auswirkungen eines variierenden Flächenangebotes in der Mast von Fleckviehbullen auf Verhaltens- und Leistungsmerkmale kombiniert werden.

Methode

Der Fütterungsversuch wird mit 60 Fleckviehbullen im Gewichtsbereich von 250 bis 750 kg durchgeführt. Die Bullen werden unter Berücksichtigung von Alter, Gewicht und Futteraufnahme gleichmäßig auf die Gruppen „Kontrolle“ und „Lupine“ aufgeteilt. Die Kontrollgruppe wird mit einer maissilagebasierten TMR gefüttert, die als Proteinträger Rapsextraktionsschrot enthält. Der Anteil an Rapsextraktionsschrot wird in der Gruppe „Lupine“ zu etwa 60 % durch die weiße Lupine der Sorte „Frieda“ ersetzt. Der Nährstoffgehalt der Rationen wird in 3 Phasen an den im Mastverlauf variierenden Bedarf der Bullen angepasst.
Innerhalb der beiden Fütterungsgruppen werden drei Untergruppen mit einer Besatzdichte der Buchten von 8, 10 oder 12 Tieren gebildet. Die Haltung der Bullen erfolgt in Vollspaltenbuchten mit Gummiauflage, die Buchtenfläche beträgt 37,5 m2. Das Tier- Fressplatzverhältnis beträgt für alle Gruppen auf 2:1.

Erfasst werden folgende Daten:

  • Futteraufnahme und Nährstoffversorgung
  • Zuwachsleistung und Schlachtleistungsparameter
  • Bewegungsaktivität der Tiere über Pedometer
  • Aktivität der Bullen anhand der Besuchshäufigkeit an den Wiegetrögen
  • räumliche Verteilung der Bullen in den Buchten sowie die Nutzung der Tränke anhand von bildgebenden Verfahren
  • Beurteilung der Tiere in Bezug auf das Auftreten von Schwanzspitzennekrosen und Verschmutzung
  • ökonomische Beurteilung der Auswirkungen der unterschiedlichen Fütterungssysteme und des variierenden Flächenangebotes

Ergebnisse

Die TM-Aufnahme lag mit durchschnittlich 10,2 kg/Tier und Tag auf einem hohen Niveau, wobei sich keine Gruppenunterschiede ergaben. Die Endgewichte und die täglichen Zunahmen lagen in der Gruppe Lupine mit 795 kg und 1769 g/Tag leicht höher als in der Kontrollgruppe (Rapsextraktionsschrot) mit 779 kg und 1719 g/Tag. Unter Einbeziehung der Ökonomik bestätigt sich, dass die Lupine zumindest bei der geprüften Einsatzhöhe als hochwertiges Eiweißfuttermittel für die Bullenmast anzusehen ist.
Die täglichen Zunahmen betrugen bei einer Besatzdichte von 8, 10 und 12 Tieren/Bucht 1821, 1755 und 1683 g (p=0,05), die Zweihälftengewichte 468, 455 und 445 kg (p=0,158). Diese Unterschiede führen dazu, dass der Deckungsbeitrag II bei einer Besatzdichte von 8 Bullen/Bucht um 113 €/Tier höher lag als bei einer Besatzdichte von 12 Bullen/Bucht. Je Bucht lag der Deckungsbeitrag II bei einer Buchtenfläche von 4,7 m2/Tier dagegen um 159 €/Jahr niedriger als bei einer Buchtenfläche von 3,1 m2/Tier.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. T. Ettle, Dr. B. Haidn
Projektbearbeitung: A. Obermaier, A. Koßmann, P. Edelmann
Kooperation: R. Gasteiger (LfL, Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur), BaySG
Laufzeit: Oktober 2020 bis Dezember 2022