Fresseraufzucht: mit Futterharnstoff Eiweißfutter sparen?
Wiederkäuer sind grundsätzlich in der Lage, Nichtprotein-Stickstoffverbindungen (NPN), wie z.B. Futterharnstoff, in gewissen Grenzen zur mikrobiellen Proteinsynthese im Pansen zu nutzen. In der Praxis bedeutet ein teilweiser Austausch klassischer Proteinträger wie Soja- und Rapsextraktionsschrot in Abhängigkeit der aktuellen Futtermittelpreise eine mögliche Minderung der Futterkosten. Der Einsatz von Futterharnstoff wird für die Praxis in der Bullenmast ab einem Lebendgewicht von etwa 300 kg empfohlen. Erlaubt ist der Einsatz jedoch für alle Rinder mit entwickeltem Pansen. Deshalb sollte in einem Fütterungsversuch an der LfL Bayern überprüft werden, ob die Verfütterung von Futterharnstoff in der Fresseraufzucht bereits nach dem Absetzen der Milchaustauschertränke sinnvoll ist.
Methode
Der Fütterungsversuch wurde mit 72 männlichen Fleckviehkälbern auf der Versuchsstation Karolinenfeld der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) über einen Zeitraum von insgesamt 14 Wochen hinweg durchgeführt. Die Tiere waren zu Versuchsbeginn im Mittel 39 Tage alt und 82 kg schwer. Sie wurden unter Berücksichtigung von Lebendmasse, Alter und Abstammung (Vater) gleichmäßig auf zwei Versuchsgruppen mit je 36 Tieren aufgeteilt. Ein Teil der Tiere (21 je Versuchsgruppe) war getrennt nach Versuchsgruppe in 2 Tiefstreubuchten in einem Warmstall untergebracht, die übrigen Tiere (15 je Versuchsgruppe) in 2 Tiefstreubuchten in einem Aussenklimastall.
Beide Versuchsgruppen wurden über den gesamten Versuchszeitraum über TMR auf Basis Maissilage, Kraftfutter, Heu und Melasse versorgt, ), die wöchentlich nach Rationsplan angepasst wurden. In der Kontrollgruppe wurde über den gesamten Versuchszeitraum hinweg ein Kraftfutter auf Basis Getreide, Trockenschnitzel und Rapsextraktionsschrot gefüttert. In der Versuchsgruppe wurde im Zeitraum vom Absetzen (42. Versuchstag) bis zum Versuchsende ein Kraftfutter mit 1,5 % Futterharnstoff und im Gegenzug reduziertem Anteil an Rapsextraktionsschrot gefüttert.
Futtermittel, % | Versuchsgruppe Kontrolle | Versuchsgruppe Harnstoff |
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Weizen | 6,0 | 11,5 |
Körnermais | 25,0 | 35,0 |
Kohlensaurer Kalk | 1,0 | 0,8 |
Rapsöl | 2,5 | 2,1 |
Rapsextraktionsschrot | 42,0 | 25,3 |
Trockenschnitzel | 20,0 | 20,0 |
Futterharnstoff | - | 1,5 |
Mineralfutter | 3,5 | 3,8 |
Neben der TMR wurde den Kälbern beider Gruppen über die ersten 6 Versuchswochen hinweg Milchaustauscher (MAT) nach Plan angeboten, wobei eine Gesamtaufwandmenge von 25 kg MAT/Tier angestrebt wurde. Bei dem verwendeten Milchaustauscher, von dem auf einen Liter Wasser 120 g zugemischt wurden, handelte es sich um ein handelsübliches Produkt mit einem Magermilchpulveranteil von 40 %.
Ergebnisse
Unabhängig von der Kraftuttervariante lag die Futteraufnahme in vorliegendem Versuch mit knapp 3 kg TM/Tier und Tag etwas niedriger als in früheren Untersuchungen unter vergleichbaren Bedingungen, wobei dieser Effekt hauptsächlich nach dem Absetzen auftrat.
Versuchsgruppe Kontrolle | Versuchsgruppe Harnstoff | |
---|---|---|
TM-Aufnahme (kg/Tag) | 2,99 | 2,97 |
TMR-Aufnahme (kg TM/Tag) | 2,75 | 2,73 |
MAT-Aufnahme (kg TM/Tag) | 0,24 | 0,24 |
XP-Aufnahme, g/Tag | 461 | 463 |
ME-Aufnahme, MJ/Tag | 36,1 | 36,4 |
Der Einsatz von Harnstoff als Zusatzstoff muss dokumentiert werden.
Versuchsgruppe Kontrolle | Versuchsgruppe Harnstoff | |
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Lebendmasse (kg) | ||
Beginn | 82±3 | 82±3 |
Absetzen | 119±7 | 120±8 |
Ende | 203±15 | 203±14 |
Tägliche Zunahmen (g) | ||
Tränkeperiode | 877±172 | 909±156 |
Nach Absetzen | 1497±179 | 1471±162 |
Gesamt | 1232±154 | 1230±131 |
± Standardabweichung, im Bereich liegen 68 % der Werte
Projektinformation
Projektleiter: Dr. T. Ettle
Projektbearbeiter: A. Obermaier, P. Edelmann
Laufzeit: Februar 2015 bis August 2016