Forschungs- und Innovationsprojekt
Forschung und Arbeiten zur Verticillium-Problematik bei Hopfen
Seit etwa 10 Jahren tritt in einigen Regionen der Hallertau verstärkt die Verticillium-Welke auf, die durch die Bodenpilze Verticillium albo-atrum (= Verticillium nonalfalfae) und seltener Verticillium dahliae verursacht wird. Zum ersten Mal wurden aggressivere Welkepilze nachgewiesen, die auch bei früher als Welke-tolerant eingestuften Hopfensorten zu deutlichen Welkesymptomen und zum Absterben der Reben führen.
Der Bodenpilz Verticillium albo-atrum (= V. nonalfalfae) dringt über sein im Boden überdauerndes Pilzgeflecht (Myzel) in die Wurzeln des Hopfens ein. Der Pilz wächst in den Leitungsbahnen des Hopfens weiter und verstopft dabei die wasserleitenden Gefäße der Pflanze. Bei trocken-heißer Witterung treten nachfolgend oftmals Welkesymptome an der Hopfenpflanze auf, zum Teil sterben die Reben auch ab. Über Pflanzenschutzmittel kann der Pilz nicht direkt bekämpft werden, daher müssen andere Lösungen gefunden werden, um dem durch die Verticillium-Welke massiv bedrohten Hopfenbau in Deutschland zu helfen.
Ziele
Nachweis von Verticillium-freien Hopfen über phytopathologische und molekulare Methoden
Neben der Umsetzung von pflanzenbaulichen und phytosanitären Maßnahmen (siehe „Grünes Heft“) ist die Verwendung von Verticillium-freiem Pflanzmaterial ein entscheidender Baustein, um eine weitere Verbreitung des Verticillium-Welkepilzes im Hopfenanbaugebiet zu verhindern.
Um Verticillium-freies Pflanzgut für die LfL-eigenen Prüfungen und für den Vertragsvermehrer der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) sicherzustellen, werden Hopfenreben auf den Pilz hin untersucht. Dazu werden zwei Methoden eingesetzt:
- Phytopathologische Methode: Auslegen von Hopfenrebstücken auf Pilzselektionsmedium und mikroskopische Kontrolle des Pilzbewuchses zur Identifizierung von möglichen Infektionen mit Verticillium albo-atrum (= nonalfalfae) und V. dahliae
- Molekularer Nachweis von Verticillium albo-atrum (= nonalfalfae) und V. dahliae über Real-time PCR direkt aus Hopfenreben (in planta-Nachweis) nach Maurer, Radišek, Berg und Seefelder (2013).
Mit der hoch-sensitiven Real Time PCR-Verticillium-Detektions-Methode werden aktuell Stämme aus dem Hüller Züchtungsprogramm auf Verticillium untersucht. Hopfen ohne Verticillium-Befall können als gesundes Pflanzmaterial frei gegeben werden. Dabei werden mit dieser Real-Time PCR selbst Verticillium-Kontaminationen auf niedrigstem Level festgestellt.
Feld-Selektion von Zuchtmaterial und Sorten auf Verticillium-Toleranz
Darüber hinaus ist es dringend erforderlich, die Züchtung von Hopfen voranzutreiben, die gegenüber milden und in besonderem Maße gegenüber sehr aggressiven Verticillium-Stämmen Toleranz/Resistenz aufweisen. 2015 wurde auf einer Praxisfläche, wo auch aggressive Verticillium-Stämme nachgewiesen worden waren, mit einer Feldtestung von Zuchtstämmen und Sorten auf ihre Welke-Toleranz begonnen. Die englische Sorte Wye Target dient als welketolerante Referenzsorte. Die ersten Erkenntnisse bei dieser Feld-Selektion sind vielversprechend.
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen soll ein gezieltes Züchtungsprogramm folgen.
Hinweis für Hopfenpflanzer
Der alleinige Anbau einer Verticillium-toleranten Hopfensorte auf Welke verseuchtem Boden ist nur eine kurzfristige Lösung. Über kurz oder lang wird auch die Welke-tolerante Sorte auf dem Verticillium-belasteten Boden absterben. Das Problem wird verstärkt, weil Welkerassen mit deutlich aggressiverer Virulenz sich entwickeln.
Eine Hopfenfläche mit Welkebefall muss gerodet werden und der Boden muss über mehrere Jahre unter Gras oder anderen welkeneutralen Pflanzen saniert werden.
Welke-verdächtige Hopfen können im Pilzdiagnose-Labor der LfL in begrenzter Zahl auf Verticilliumbefall untersucht werden. Kosten der Untersuchung 49,50 €.
Anmeldung von Proben und Probenbegleitschein:
E-Mail: mykologie@LfL.bayern.de
Internet:
Die Bekämpfung der Verticillium-Welke in deutschen Hopfenanbaugebieten ist eine langfristige Aufgabe. Forschung und Beratung der LfL sowie die Umsetzung pflanzenbaulicher Vorsorgemaßnahmen durch die Hopfenpflanzer sind von zentraler Bedeutung im gemeinsamen Kampf gegen Verticillium im Hopfenbau.
Projektinformation
Projektleitung: Dr. E. Seigner (seit Nov. 2015); Dr. S. Seefelder (bis Okt. 2015);
Projektbearbeitung: AG Züchtungsforschung Hopfen: A. Lutz, P. Hager, R. Enders, J. Kneidl und Team, AG Hopfenbau und Produktionstechnik: S. Fuß,
Institut für Pflanzenschutz, Mykologie: Dr. P. Büttner
Laufzeit: seit 2008 - 31.05.2020
Projektpartner: Dr. S. Radišek, Slovenian Institute of Hop Research and Brewing, Slowenien
Prof. B. Javornik, Universität Ljubljana, Slowenien
Förderung: Erzeugergemeinschaft Hopfen HVG e.G