Düngestrategien zur Optimierung des Rohproteingehaltes bei neuen, ertragreichen Braugerstensorten

Düngestrategien zur Optimierung des Rohproteingehaltes bei neuen, ertragreichen Braugerstensorten zur Erzielung eines marktgerechten Rohproteingehaltes

In den letzten Jahren zeigt sich bei der Braugerste eine deutliche Tendenz zu rückläufigen Eiweißgehalten. In den Jahren mit besonders hohen Erträgen führte dies sogar dazu, dass regional ein Eiweißgehalt von 9,5 % unterschritten wurde, der eine technologische Grenze für die Verarbeitung von Malz zu Bier darstellt. Daher besteht in der gesamten Wertschöpfungskette von der Züchtung über die Landwirte bis hin zu Mälzern und Brauern großes Interesse, den Proteingehalt im Korn zu optimieren.

Zielsetzung

Eine abgestimmte Versuchsreihe mit verschiedenen Sorten unter unterschiedlichen Dünge-Regimes, nach Möglichkeit verteilt über ganz Deutschland soll eine gesicherte Aussage über die Möglichkeit ergeben, den Proteingehalt über pflanzenbauliche Maßnahmen in dem für die Verarbeitung optimalen Bereich zwischen 9,5 % und 11,5 % einzupendeln.

Leitfaden

Bekanntermaßen ist der Rohproteingehalt in Gerste von den Faktoren Sorte, und Umwelt abhängig. Zu Letzterem zählt auch die Düngung der Gerstenbestände. Durch die züchtungsbedingte Ertragssteigerung der letzten Jahre könnte es sein, dass durch einen Verdünnungseffekt der Rohproteingehalt genetisch bedingt reduziert ist. Das hohe Ertragsniveau der neuen Sorten könnte allerdings auch eine alternative Strategie der Stickstoff-Düngung (N-Düngung) ermöglichen, die einerseits das Ertragspotential ausschöpfen und andererseits den Proteingehalt im Korn anheben kann. Verschiedene Versuche in den letzten Jahren deuten an, dass hier noch Spielraum vorhanden ist. Allerdings steht die Novellierung der Düngeverordnung an, die deutlich strengere Auflagen für den Einsatz von Mineraldüngern vorsieht, und bei der großer Wert auf eine ausgeglichene Nährstoffbilanz gelegt wird.
Versuchsdatenauswertungen nach denen niedrige Proteingehalte in den letzten Jahren sowohl bei neuen Sorten wie Quench und RGT Planet als auch bei eingeführten Braugerstensorten wie Marthe zu beobachten sind, lassen den Schluss zu, dass veränderte Klimabedingungen für die europaweite Beobachtung von niedrigen Rohproteingehalten in Braugerste zumindest teilweise mitverantwortlich sein könnten.
Dies könnte z.B. an einem veränderten Mineralisationsverhalten der Böden liegen und somit in Abhängigkeit von der Wasserverfügbarkeit zu einem veränderten N-Angebot an die Kulturpflanzen führen, was die Ausbildung der Ertragsfaktoren (Ä/m2, Kornzahl/Ähre, TKG) sowie die Abreife- und Stärke- und N-Einlagerungsprozesse während der Kornfüllungsphase beeinflusst.

Methode

In der Projektphase werden mehrortige Versuche über drei Jahre in Bayern und Niedersachsen angelegt. Eine Auswahl von zwei repräsentativen Sorten wird unter drei unterschiedlichen Düngungsstufen in je drei Wiederholungen angebaut. Dabei soll als Basis die jeweilige Düngeempfehlung für Braugerste dienen. In Stufe 2 wird diese N-Gabe durch 30 kg N ergänzt, in der dritten Stufe die erhöhte Gabe auf zwei Teilgaben aufgeteilt. Pflanzenschutzmaßnahmen erfolgen nach ortsüblicher Empfehlung.
Das Julius Kühn-Institut plant in seinen Versuchen auch weitergehende Untersuchungen zu den Prozessen der N- und C-Umverlagerung während der Kornfüllungsphase sowie Standortauswertungen auf der Grundlage von Daten des DWD zur Klärung der Frage, ob und welchen Einfluss Klima- und Witterungseinflüsse auf die Ertragsbildung bei Braugerste, auf Umverlagerungsprozesse in der Kornfüllung und somit auf die Proteingehalte haben und welche Klimafaktoren ausschlaggebend sind.
Im Rahmen der bestehenden Kooperationsvereinbarung zwischen den Versuchsstellen der Bundesländer wie z. B. der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) und dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg, Baden Württemberg (LTZ) sollen weitere Versuchsergebnisse aus abgestimmten und vergleichbaren Feldversuchen in das Projekt einfließen.

Aktueller Stand

Die Exaktversuche an der LfL sind im dritten Jahr. Die Feldversuche aller Projektpartner sind nach Plan verlaufen und Datenerhebungen entsprechend erfolgt. Die Daten der Projektpartner werden zur gemeinsamen Verrechnung gebündelt. Eine eindeutige Aussage zur Düngung der neuen Sommerbraugerstensorten lässt sich erst nach der abschließenden statistischen Auswertung treffen.
Projektinformation
Projektleitung: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung

Projektleiter: Dr. Markus Herz, Arbeitsgruppe Züchtungsforschung Winter- und Sommergerste/IPZ 2b

Projektpartner: Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde Julius Kühn-Institut, Braunschweig

Informations- und Datenaustausch: Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum,
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg, Baden Württemberg

Förderung: Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft (WiFö)
Förderkennzeichen: R453
Laufzeit: 2016-2019

Kontakt
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Arbeitsgruppe Züchtungsforschung Winter- und Sommergerste
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Dr. Markus Herz

Am Gereuth 6
85354 Freising
Tel.: 08161 71-3629
Fax: 08161 71-4085
E-Mail: markus.herz@lfl.bayern.de