Forschungs- und Innovationsprojekt
Entwicklung von Verfahren zur chemischen Unkrautregulierung bei der Anpflanzung von Energieholzplantagen mit Pappeln und Weiden
Nachwachsende Rohstoffpflanzen können einen wichtigen Beitrag für den Ersatz und die Einsparung von fossilen Energieträgern liefern. Eine neutrale Treibhausgasbilanz ist ein zusätzlicher Vorteil von Energieholzkulturen, die als sogenannte Kurzumtriebsplantagen (KUP) auf Ackerflächen angebaut werden. Die ertragreichsten Gehölze sind hierfür Pappeln und Weiden. Bei der Anpflanzung sind die Steckhölzer allerdings einer erheblichen Konkurrenz durch Ackerunkräuter ausgesetzt, die die Entwicklung der Gehölze stark unterdrücken kann. Als Alternative zu relativ aufwändigen mechanischen Unkrautregulierungsverfahren wurden im Forschungsprojekt die Möglichkeiten einer effizienten und kostengünstigen Unkrautregulierung durch den Einsatz von Herbiziden untersucht. Anhand mehrerer Feldversuche konnte die Einsatzfähigkeit von verschiedenen Herbiziden bei der Anpflanzung von Pappeln und Weiden bestätigt werden. Die Präparate stehen für eine Genehmigung im Einzelfall zur Verfügung und werden als Zulassungserweiterung im Rahmen des Lückenindikationsverfahrens beantragt.
Ziel
Der Anbau von Energieholz-Kurzumtriebsplantagen (KUP) auf Ackerland ist ein Beitrag für die Einsparung fossiler Energieträger und die Reduktion der Treibhausgasemission. Das Anbau- und Produktionsverfahren kann somit als Beitrag der Landwirtschaft für die Umsetzung der Energiewende betrachtet werden. Bei der Anpflanzung von Gehölzarten auf Ackerland liegen bisher keine ausreichenden Erfahrungen zur Durchführung einer effizienten und kultur-verträglichen Unkrautregulierung vor. Mit dem F&E-Projekt sollen daher mehrere Ziele verfolgt werden:
- Herbizid-Screening hinsichtlich der Kulturselektivität in Pappel- und Weiden-Klonen.
- Überprüfung von unterschiedlichen Anwendungsverfahren zur chemischen Unkrautregulierung für die Eignung zur Unkraut-kontrolle bei der Etablierung von KUP auf Ackerflächen.
- Entwicklung von standortspezifischen Behandlungsvarianten für eine möglichst effiziente und umweltverträgliche Unkrautregulierung in KUP.
- Legalisierung der Anwendung für geeignete Herbizide durch Ausweitung des Anwendungsgebietes für den Einsatz in KUP im Rahmen des Lückenindikationsverfahrens (Minor-Use nach Art. 51 EU-Zulassungsverordnung EG 1107/2009).
Methode
Auf Basis einer Literaturrecherche wurden voraussichtlich in Anpflanzungen von Pappeln und Weiden einsatzfähige Herbizide in Feldversuchen hinsichtlich der Kulturverträglichkeit und Unkrautbekämpfungsleistung geprüft. Die Versuche wurden als randomisierte Parzellenanlagen in vierfacher Wiederholung durchgeführt. Ertragsergebnisse wurden einer statistischen Prüfung (Varianzanalyse, einfaktorieller Newman-Keuls-Test, SAS) unterzogen.
Ergebnisse
In den Vegetationsperioden 2010 – 2012 wurden 5 Feldversuche zur Selektivitätsprüfung verschiedener Herbizide an den Standorten Freising und Puch angelegt und mit einer einjährigen Ertragsermittlung abgeschlossen. Hiermit konnten über 100 Prüfvarianten hinsichtlich der spezifischen Kulturverträglichkeit in Pappeln und Weiden ausgewertet werden. Die Selektivitätsprüfungen bestätigten eine Reihe von Präparaten mit einer ausreichenden Verträglichkeit in KUP.
Im Jahr 2012 wurde eine mehrjährige Versuchsanlage mit kombinierten Herbizidbehandlungen und im Vergleich einer ganzflächigen chemischen Unkrautbekämpfung und einem Verfahren mit Reihenbehandlung und Zwischenreihenbegrünung mit mehrjährigen Gräserarten am Standort Puch angelegt. Der Dauerversuch in Puch konnte im Frühjahr 2016 nach einer kurzen Laufzeit von vier Vegetationsperioden beerntet werden. Die Ertragsergebnisse bestätigen einen erheblichen Einfluss der sachgerechten Unkrautregulierung bei der Anpflanzung der KUP. Prüfvarianten mit einer mechanischen oder chemischen Unkrautregulierung erzielten je nach Gehölzart und Regulierungsverfahren einen um den Faktor 2,4 bis 2,9 höheren Ertrag als unbehandelte Kontrollen. Zwischen den Behandlungsvarianten – mechanische oder unterschiedliche chemische Unkrautregulierung – traten keine signifikante Unterschiede in der Wirkung und Ertragsabsicherung auf. Das Anbauverfahren mit Zwischenreihenbegrünung hatte nur einen tendenziellen und je nach Gehölzart unterschiedlich starken Einfluss auf die Unkrautunterdrückung und Ertragsleistung.
Die geprüften Herbizidbehandlungen mit unterschiedlichen Tankmischungen erzielten eine breit wirksame und nachhaltige Unkrautbekämpfung. Lediglich vorhandene ausdauernde Wurzelunkräuter konnten nur begrenzt reguliert werden. Die Behandlungen verursachten keinerlei Kulturschäden und bestätigten damit die in den Vorversuchen ermittelte sichere Selektivität.
Für die einzelnen Präparate (Stomp Aqua®, Spectrum Plus®, Sencor®, Cadou SC®, Artist®) werden Anträge auf Erweiterung der Anwendungsgebiete für den Einsatz in Acker-Energieholzplantagen (KUP) nach Art. 51 Verordnung (EG) 1107/2009 beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eingereicht. Vor den zu erwartenden Zulassungen werden auf Antrag Genehmigungen im Einzelfall nach § 22(2) PflSchG für die Anwendung bei der Anpflanzung von KUP auf Ackerland erteilt.
Die erfolgreich entwickelten, neuen Verfahren zur effizienten Unkrautregulierung bei der Anlage von KUP auf Ackerflächen werden durch entsprechende Beratungsunterlagen der Fachberatung in Bayern zur Verfügung gestellt.
- Gehring, K., T. Festner und S. Thyssen, 2014: Chemische Unkrautkontrolle bei der Anpflanzung von Kurzumtriebsplantagen mit Pappeln (Populus) und Weiden (Salix). Tagungsband 26. Deutsche Arbeitsbesprechung über Fragen der Unkrautbiologie und –bekämpfung. Julius-Kühn-Archiv, Braunschweig, (443), 2014, S. 635-644.
- LfL, Institut für Pflanzenschutz, Herbologie, 2012: Versuchsergebnisse aus Bayern 2012 - Unkrautbekämpfung in Ackerbau und Grünland, Unkrautkontrolle in Energieholzanlagen, S. 190-197, online
Projektinformation
Projektleiter: Klaus Gehring
Projektbearbeiter: Thomas Festner, Stefan Thyssen
Laufzeit: 2010 bis 2016
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Projektpartner: LfL Versuchsstation Puch
Förderkennzeichen: K/10/02