Forschungs- und Innovationsprojekt
Angepasste Aufzucht von Junghennen zur tiergerechten Verlängerung der Haltungsdauer von Legehennen – OptiLeg

Junghennen im Scharrbereich Zoombild vorhanden

Junghennen im Scharrbereich

Im Projekt "OptiLeg" wird untersucht, inwiefern durch optimierte Haltungs- und Fütterungsbedingungen in der Junghennenaufzucht die Haltungsdauer von Legehennen nachhaltig verlängert werden kann. Dabei werden die Aspekte Tierwohl, Tiergesundheit, Ökonomie und Ökologie in der Aufzucht- und Legephase betrachtet. Um die Mobilität der Junghennen frühzeitig zu fördern und somit auch eine gesunde und langlebige Legehenne, erhalten die Tiere je Beobachtungsgruppe zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten Zugang zum Scharrraum. Zudem werden zwei Futtermischungen eingesetzt, die sich im Rohfaser- und aNDFom-Gehalt unterscheiden. Dadurch werden die Effekte des Öffnungszeitpunkts der Voliere und des Fasergehalts des Futters auf die Haltungsdauer von Legehennen untersucht. Darüber hinaus wird der Ansatz von Stickstoff und Phosphor im Körper der Junghennen erfasst.

Hintergrund

Verlängerung der Haltungsdauer von Legehennen

Bis Ende 2021 wurden männliche Eintagsküken von Legehybriden überwiegend direkt nach dem Schlupf getötet. Diese Praktik ist in Deutschland seit 2022 nicht mehr zulässig. Daher müssen die Hähne entweder aufgezogen oder per Geschlechtsbestimmung im Ei schon als Embryo aussortiert werden. Durch beide Verfahren sind die Kosten für Junghennen seit 2022 enorm angestiegen. Im selben Zeitraum haben sich auch die Futterpreise stark erhöht, wodurch die ökonomische Nachhaltigkeit der Legehennenhaltung weiter sank. Diesen Entwicklungen kann durch eine Verlängerung der Haltungsdauer der Legehennen entgegengewirkt werden, da somit die anteiligen Junghennenkosten reduziert werden können. Zudem ist es aus ethischer Sicht und vor dem Hintergrund des Tierschutz-Gedankens wünschenswert, eine Legehennenherde bei noch guter Legeleistung weiter zu nutzen und nicht aufgrund ihres Alters zu schlachten.
Für den Tierhalter ist eine verlängerte Legeperiode allerdings herausfordernd. Im Laufe der Legeperiode nimmt die Stabilität der Eischale stetig ab, wodurch in der Folge der Anteil an Brucheiern stark ansteigt. Dies wirkt sich negativ auf die Ökonomie aus. Zudem kann sich die Tiergesundheit mit zunehmendem Alter der Tiere verringern. Zu nennen sind hier vor allem die Brustbeinschäden von Legehennen. Diese treten zwar bereits am Anfang der Legeperiode auf. Mit zunehmendem Alter der Legehennen vergrößert sich der Anteil der Legehennen mit Brustbeinschäden pro Herde jedoch zunehmend. Die kausalen Ursachen hierzu sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Es ist daher lohnenswert zu überprüfen, ob bereits in der Aufzucht der Junghennen die Entwicklung von Brustbeinschäden beeinflusst werden kann.

Futteraufnahmekapazität und Nährstoffansatz der Junghennen

Ein zentraler Punkt zur Verlängerung der Haltungsdauer von Legehennen stellt die Futteraufnahmekapazität dar. Diese ist elementar, um die Tiere bedarfsgerecht mit Nährstoffen versorgen zu können und die Basis für eine optimale Mineralisierung der Knochen zu legen. Über den gesteigerten Einsatz von faserreichen, voluminösen Futtermitteln bereits in der Junghennenaufzucht kann die Ausprägung des Muskelmagens sowie die Darmgesundheit und die Nährstoffverdaulichkeit positiv beeinflusst werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass mit verbesserter Ausprägung des Muskelmagens gleichzeitig auch die Futteraufnahmekapazität der Junghenne steigt. Dies ist besonders in der Übergangsphase von der Jung- zur Legehenne von Bedeutung, da in dieser Zeit durch Futterumstellung und Umstallung die Futteraufnahme oftmals absinkt, wohingegen der Leistungsbedarf deutlich steigt. Bei gleichzeitigem Start der Legetätigkeit in dieser Phase ist daher die Gefahr einer nährstofflichen Unterversorgung gegeben und kann für die Haltungsdauer der Legehenne entscheidend sein. Darüber hinaus ist es von grundlegender Bedeutung den Nährstoffansatz im Körper (speziell Stickstoff und Phosphor) der heute genutzten Junghennengenetiken bestmöglich beurteilen zu können, um den Bedarf der Tiere optimal abzubilden.

Haltungsmanagement der Junghennen

Neben der Fütterung könnte auch das Haltungsmanagement der Junghenne einen bedeutenden Einfluss auf die Nutzungsdauer der Legehenne ausüben. Für gewöhnlich werden Junghennen in Volieren aufgezogen. Dazu werden die Tiere in den ersten Wochen lediglich „im System“ gehalten, um die Tiere an die Haltungseinrichtung zu gewöhnen. Eine zu frühe Öffnung der Anlage hat den Nachteil, dass die Tiere nicht mehr zurück ins System und somit zu Futter und Wasser finden könnten. Die Folge wäre eine nicht altersgerechte Entwicklung der Junghennen, was wiederum zu negativen Auswirkungen auf Tiergesundheit und Leistung in der Legephase führen könnte. Eine möglichst frühe Öffnung der Anlage ist jedoch erstrebenswert, damit die Tiere möglichst frühzeitig eine erhöhte Beweglichkeit zwischen Scharrraum und Voliere ausüben können. Dies könnte einen positiven Effekt auf die Brustbeingesundheit der Tiere haben, da die Wahrscheinlichkeit von Abstürzen aus der Voliere verringert werden könnte. Durch den früheren Zugang zum Scharrraum haben die Tiere auch frühzeitig Kontakt zur Einstreu. Dadurch können die Tiere ihrem natürlichem Verhalten wie picken und scharren nachgehen, wodurch das Wohlbefinden der Tiere gefördert wird. Zudem wird in einem Eckpunktepapier zur Haltung von Junghennen die frühere Volierenöffnung spätestens ab Tag 21 gefordert. Momentan ist die Öffnung bis Tag 35 erlaubt und in den meisten Betrieben gängige Praxis. Bisher gibt es kaum wissenschaftliche Daten über den Einfluss von früheren Öffnungszeitpunkten der Volierenanlage auf das Tierverhalten und die biologischen Leistungen. Sollte eine Öffnung der Volierenanlage in Zukunft bereits ab Tag 21 gesetzlich verpflichtend sein, besteht dringend weiterer Forschungsbedarf sowie die Notwendigkeit Handlungsempfehlungen zu erstellen.

Ziele

Ziel des Forschungsprojektes "OptiLeg" ist es, durch optimierte Haltungs- und Fütterungsbedingungen in der Junghennenaufzucht die Haltungsdauer von Legehennen unter Aspekten des Tierwohls, der Tiergesundheit, der Ökonomie sowie der Ökologie nachhaltig zu verlängern.

In der Junghennenaufzucht werden folgende Effekte auf die Haltungsdauer von Legehennen untersucht:

  • Einsatz von zwei Futtermischungen mit unterschiedlichen Rohfaser- und aNDFom-Gehalten
  • Zwei Öffnungszeitpunkte der Volierenanlage
Durch Ganzkörperanalysen soll außerdem der Phosphor- und Stickstoffansatz von Junghennen bewertet werden.

Methode

Das "OptiLeg"-Projekt ist in fünf Arbeitspakete gegliedert, die unter den Projektpartnern aufgeteilt sind.

AP 1 Küken- und Junghennenaufzucht (LfL)

Die Küken bzw. Junghennen der Herkunft Lohmann Brown-Classic werden unter verschiedenen Haltungs- und Fütterungsbedingungen am Versuchs- und Bildungszentrum Geflügel der Bayerischen Staatsgüter (BaySG), Staatsgut Kitzingen, aufgezogen. Es werden dabei vier Varianten unterschieden:
Junghennen bei geöffneter VoliereZoombild vorhanden

Junghennen bei geöffneter Voliere

Variante A1: Öffnung der Volierenanlage an Tag 14 (untere Etage) bzw. Tag 17 (obere Etage) und Fütterung von Küken- und Junghennenalleinfutter mit praxisüblichen Rohfaser- und aNDFom-Gehalten
Variante A2: Öffnung der Volierenanlage an Tag 14 (untere Etage) bzw. Tag 17 (obere Etage) und Fütterung von Küken- und Junghennenalleinfutter mit erhöhten Rohfaser- und aNDFom-Gehalten
Variante B1: Öffnung der Volierenanlage an Tag 28 (untere Etage) bzw. Tag 31 (obere Etage) und Fütterung von Küken- und Junghennenalleinfutter mit praxisüblichen Rohfaser- und aNDFom-Gehalten
Variante B2: Öffnung der Volierenanlage an Tag 28 (untere Etage) bzw. Tag 31 (obere Etage) und Fütterung von Küken- und Junghennenalleinfutter mit erhöhten Rohfaser- und aNDFom-Gehalten
In den ersten 21 Tagen erhalten alle Tiere denselben Kükenstarter.
Es werden regelmäßig das Tiergewicht, der Futterverbrauch und die Mortalität ermittelt. Zusätzlich werden Junghennen für Ganzkörperanalysen zur Ermittlung des N- und P-Ansatzes herangezogen. Außerdem wird bei ausgewählten Tieren die Knochenbruchfestigkeit und Magenentwicklung untersucht.

AP 2 Legeperiode (LWK NRW)

Im Anschluss an die Junghennenaufzucht erfolgt nach der 17. Lebenswoche die Umstallung in die Stallungen des Versuchs- und Bildungszentrums Haus Düsse. In der Legephase erhalten alle Tiere dieselben Futtermischungen. Somit kann der Einfluss der verschiedenen Fütterungs- und Haltungsbedingungen in der Junghennenaufzucht auf die Legephase ermittelt werden. Die Tiere werden regelmäßig gewogen und deren Futterverbrauch wird erfasst. Außerdem findet die tägliche Dokumentation von Eizahlen sowie Tierverlusten statt. Die wöchentliche Eigewichts- und Eigewichtsklassenerfassung sowie Eiqualitätsmessungen zu vier Zeitpunkten runden die Legephase ab. Je nach Entwicklung der Tiere sollen diese mindestens bis zur 80. Lebenswoche und maximal bis zur 100. Lebenswoche gehalten werden.

AP 3 Tierbonituren (LfL, LWK NRW)

Zu bestimmten Zeitpunkten werden in der Aufzucht und in der Legephase Tierbeurteilungen nach dem MTool durchgeführt, wobei der Brustbein-, Haut- und Gefiederzustand der Tiere bewertet wird. Die Auswahl der Tiere für die Stichprobe erfolgt zufällig. So können Rückschlüsse von Haltung und Fütterung sowie eventuell auftretende Interaktionen auf Tierwohlmerkmale erfasst werden.

AP 4 N- und P-Ansatz sowie Knochenbruchfestigkeit (UR)

Am Ende der Aufzuchtphase werden Tiere zur Bestimmung des N- und P-Ansatzes im Ganzkörper ausgewählt. Außerdem werden die Knochenbruchfestigkeit und Magenentwicklung der Tiere bestimmt. Anhand der Ausprägung der Muskelmägen wird der Einfluss des Futterfasergehaltes auf die Magenentwicklung ermittelt. Die Ermittlung der Knochenbruchfestigkeit lässt Rückschlüsse auf die Mineralisierung der Knochen zu, die einerseits in Abhängigkeit der Futterzusammensetzung und andererseits in Zusammenhang mit der Menge an aufgenommen Futter steht. Es kann hier ebenfalls eine mögliche Wechselwirkung mit der Magenentwicklung unterstellt werden. Darüber hinaus ist über ein verändertes Aktivitätsverhalten der Junghennen ein möglicher Effekt der unterschiedlichen Öffnungszeiten der Voliere auf die Knochenbruchfestigkeit zu erwarten.

AP 5 Projektkoordination, Dokumentation sowie Öffentlichkeitsarbeit (LfL, LWK NRW, UR)

Während des gesamten Projektzeitraums werden die Ergebnisse gesammelt, aufbereitet und für die Praxis publiziert. Durch die Kooperation der Projektpartner können die Ergebnisse weit gestreut werden.

Beteiligte Forschungspartner

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ILT), Arbeitsgruppe Geflügelhaltung (ILT 3d)
Mainbernheimer Straße 101, 97318 Kitzingen
Projektkoordination und Teilprojektleitung Küken- und Junghennenaufzucht sowie Tierbonituren: Dr. Philipp Hofmann (ILT 3d), N.N. (ITE 2b)
Teilprojektbearbeitung: N.N. (ILT 3d)

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW)

Fachbereich 71, Tierhaltung & Tierzuchtrecht
Fachbereich 73, Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse Haus Düsse 2, 59505 Bad Sassendorf
Teilprojektleitung – und bearbeitung Legeperiode sowie Tierbonituren: Pia Niewind, Dr. Jochen Krieg, Josef Stegemann

Universität Rostock (UR)

Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Justus-von-Liebig-Weg 6b, 18059 Rostock
Teilprojektleitung N- und P-Ansatz sowie Knochenbruchfestigkeit: Dr. Julia Slama, Prof. Dr. Helen Louton
Teilprojektbearbeitung: Arndt Schröder

Projektbearbeitung und Datenerfassung durch die LfL

Projektmanagement

Das Projekt "OptiLeg" wird von der LfL koordiniert und gemanagt. Die LfL steht stets in Kontakt mit den anderen Projektpartnern und trifft relevante projektbezogene Absprachen gemeinsam mit ihnen. Somit unterliegen der LfL Aufgaben im Bereich der Planung, Überwachung und Steuerung des Projekts mit dem Ziel, finanzielle und terminliche Vorgaben einzuhalten und das Projekt in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern erfolgreich abzuschließen.
Junghennen bei geöffneter Volierenanlage unten und geschlossener Volierenanlage obenZoombild vorhanden

Junghennen bei geöffneter Volierenanlage unten und geschlossener Volierenanlage oben

Untersuchungen mit Junghennen in Kitzingen (AP 1, ILT 3d)
Anhand eines Fütterungsversuchs mit Junghennen der Herkunft Lohmann Brown-Classic soll festgestellt werden, ob und wie sich unterschiedliche Fasergehalte im Futter auf die Entwicklung des Muskelmagens auswirken. Der Fütterungsversuch beginnt mit der Futterumstellung auf das Kükenalleinfutter. Hiervon wird eine Variante mit praxisüblichen und eine mit erhöhten Rohfaser- und aNDFom-Gehalten eingesetzt. Analog wird der Versuch mit dem Junghennenfutter fortgesetzt.
Der Fütterungsversuch wird kombiniert mit verschiedenen Öffnungszeitpunkten der Voliere. Die Hälfte der Tiere erhält bereits ab dem 14. Tag Zugang zum Scharrraum und den an die Voliere angebauten Sitzstangen, während die restlichen Abteile erst mit dem 28. Tag geöffnet werden. Die frühere Öffnung der Voliere soll zu einer früheren Mobilität der Junghenne und somit zu einer langlebigeren und gesünderen Legehenne beitragen. Dadurch könnten die anteiligen Junghennenkosten und der Anteil an B-Ware gesenkt werden.
Durch die Durchführung von Ganzkörperanalysen soll zudem der N- und P-Ansatz für Junghennen ermittelt werden, da sich die bisher angenommenen Werte infolge des Zuchtfortschritts und neuer Futterrezepturen verändert haben könnten.
Da das Thema Brustbeinschäden bei Legehennen zunehmend in den Fokus von Zucht, Fütterung und Haltung rückt, wird untersucht, ob sich die verschiedenen Varianten der Fütterung und der Volierenöffnung auf die Knochenbruchfestigkeit der Jung- und damit auch der Legehenne auswirkt.
Mittels optimierten Fütterungs- und Haltungsbedingungen in der Junghennenaufzucht könnte die Haltungsdauer von Legehennen unter den Aspekten des Tierwohls, der Tiergesundheit, der Ökonomie und der Ökologie somit nachhaltig verlängert werden.

Ergebnisse

Erste Ergebnisse sind Ende 2024 zu erwarten.

Projektinformationen
Projektleitung: Dr. Philipp Hofmann (Projektkoordination, LfL), Pia Niewind, Dr. Jochen Krieg und Josef Stegemann (LWK NRW), Dr. Julia Slama und Prof. Dr. Helen Louton (UR)
Projektbearbeitung: N.N. (LfL), Arndt Schröder (UR)
Projektpartner: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW), Universität Rostock (UR), Bayerische Staatsgüter (BaySG)
Laufzeit: 01/2023 – 12/2026
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF)
Förderkennzeichen: A/23/10