Forschungs- und Innovationsprojekt
Landwirtschaftliche Nutzgebäude in Holzbauweise ohne vorbeugenden chemischen Holzschutz
Holz ist als nachwachsender Rohstoff auch im landwirtschaftlichen Bauen absolut zukunftsfähig. Beim Einbau müssen aber bestimmte Aspekte berücksichtigt werden.
Zielsetzung
Holz spielt in Bayern auch im landwirtschaftlichen Bauwesen eine wichtige Rolle, weil es für vielfältige Konstruktionen und Gebäudenutzungen einsetzbar ist. Als organisches Material muss es durch baulich-technische Maßnahmen vor Schadorganismen (Pilze, Insekten) geschützt werden. Neben dem konstruktiven Holzschutz, Trocknung z.B. gem. DIN 1052 unterscheidet die novellierte DIN 68800-1:2011-10, Ziff. 5 ff. bestimmte Gebrauchsklassen. Aus den Vorgaben der Norm müssen Stallanlagen zunächst in die Gebrauchsklasse 2 bzw. 3 eingestuft werden. Dafür ist z.B. die Fichte, als einer der im landwirtschaftlichen Bauen überwiegend verwendeten Holzarten, gem. DIN 68800-1, Tabelle 5 nicht ohne vorbeugend chemische Holzschutzmaßnahmen geeignet. Ein Verbot chemischer Holzschutzmittel im Aktivitätsbereich der Tiere bzw. im Umfeld der Nahrungsmittelerzeugung besteht in Deutschland nicht. In der Bauberatungspraxis wird aber u.a. im Hinblick auf eine mögliche Anreicherung gesundheitsgefährdender Substanzen in der Nahrungsmittelkette von vorbeugenden chemischen Holzschutzmaßnahmen abgeraten. Um bei der Planung und Ausführung für alle Beteiligten Rechtssicherheit zu erlangen, ist es Ziel dieses Projektes, zunächst die Gebrauchsbedingungen für Holz unter den typischen Nutzungsbedingungen landwirtschaftlicher Gebäude zu untersuchen und ggf. daraus folgend besondere bauliche Maßnahmen in Anlehnung an die DIN 68800-2 zu erarbeiten und zu verifizieren, um die Ausführung dieser Tragkonstruktionen ohne vorbeugenden chemischen Holzschutz zu ermöglichen.
Methode der Untersuchung
Um die Gebrauchsbedingungen für Holz bei landwirtschaftlichen Nutzgebäuden zu ermitteln, wurden landwirtschaftliche Stall- und Lagergebäude mit charakteristischen Nutzungen erhoben. Bei diesen wird durch den Partner TUM, Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion ein zweijähriges Klima- und Holzfeuchte-Monitoring (u.a. Erfassung von Stallklimadaten, Holzfeuchte) durchgeführt. Im Bedarfsfall kann bei diesen Gebäuden auch die Wirkung möglicher Verbesserungsmaßnahmen durch veränderte bauliche Randbedingungen erprobt werden. Werden die entsprechenden Ergebnisse erreicht, kann auf dieser Grundlage ein Vorschlag für die Fortschreibung der DIN 68800-2 erarbeitet werden, bei der landwirtschaftliche Gebäude eigens berücksichtigt werden. Parallel dazu wird im Sinne besonderer baulicher Maßnahmen gem. DIN 68800-2:2012-02, Anhang A (Beispiele für Konstruktionen, bei denen die Bedingungen der Gebrauchsklasse GK 0 erfüllt sind) ein Leitfaden mit Bauteilkatalog zur praktischen Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen erstellt.
Erste Ergebnisse
Bei 3 Milchviehställen, 1 Bullenmast-Stall (Tretmist), 1 Außenklima-Sauenstall, 1 Geflügelstall, 1 Heutrocknungshalle, 1 Hackschnitzellagerhalle, 1 Düngerlagerhalle, 1 Kartoffellagerhalle und 1 Mehrfachnutzungshalle (stellvertretend für alle nicht beheizten bzw. nicht gedämmten offenen Remisen, Maschinenhallen etc.) ist die Messtechnik installiert. Bei diesen baulichen Anlagen werden durch die TUM, Lehrstuhl für Holzbau und Holzkonstruktion fortlaufend die notwendigen Messdaten für die Holzfeuchte erhoben. Erste Gebäude sind durch ILT 4c zeichnerisch sowie fotografisch erfasst und in Form von standardisierten CAD-Grundriss- bzw. Schnittzeichnungen im Maßstab 1/500 umgesetzt. Diese Planunterlagen dienen zum einen der Gesamtdokumentation der über das Monitoring begleiteten Betriebe sowie der Darstellung der Einbaubedingungen der Holzkonstruktion sowie der installierten Messtechnik. Parallel dazu wird der LfL-Leitfaden für „Landwirtschaftliche Nutzgebäude in Holzbauweise ohne vorbeugenden chemischen Holzschutz (gem. DIN 68800)“ erstellt. Hier werden teils in Anlehnung an die untersuchten Gebäude- und Nutzungsarten, aber auch darüber hinaus typische Gebäude für Rinder-, Schweine und Geflügelställe sowie Lager- und Maschinenhallen in unterschiedlicher baulicher Ausführung von ungedämmten bis gedämmten Konstruktionen dargestellt. Die baulichen Lösungen für den konstruktiven Holzschutz werden in den Ebenen des Gebäudequerschnitts bzw. Tragwerks und des Details dargestellt (s. Abb.). Dieser Leitfaden wird in einem ersten Schritt laufend mit der TUM, Lehrstuhl für Holzbau und Holzkonstruktion abgestimmt. Nach der Veröffentlichung dient er Beratern und Planern als Regelwerk für die Ausführung von landwirtschaftlichen Nutzgebäuden in Holzbauweise ohne vorbeugenden chemischen Holzschutz.
Projektinformation
Projektleitung: J. Simon
Projektbearbeitung: F. Oberhardt
Laufzeit: 01.06.2014 – 30.04.2018
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft
Projektpartner: Prof. Dr. S. Winter, Lehrstuhl für Holzbau und Holzkonstruktion, TUM
Förderkennzeichen: X 41 (N/14/11)