Ackerwildkraut-Wettbewerb 2020 in Oberfranken
Raum für Blüten - auch auf dem Acker
Ackerwildkräuter sind nicht nur eine farbenfrohe Abwechslung in unserer oft einheitlichen Agrarlandschaft, sondern bieten Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl heimischer Tierarten. Mit der Einführung des Ackerbaus vor Tausenden von Jahren haben wir auch Platz für Ackerwildkräuter geschaffen. In den letzten Jahren geht ihre Vielfalt immer stärker zurück; viele von ihnen gehören inzwischen zu den seltenen und gefährdeten Pflanzenarten. Dabei sind die meisten gefährdeten Ackerwildkräuter zarte Pflanzen, die für die Feldfrucht kaum Konkurrenz darstellen. Mit unserem Wettbewerb gehen wir auf die Suche nach den Kleinoden unter den Äckern, die Lebensraum für Ackerwildkräuter bieten und damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.
Ackerwildkräuter in Oberfranken
Oberfranken ist in weiten Teilen aufgrund der geologischen Verhältnisse geprägt durch magere, teils ertragsschwache Standorte. Staunasse und feuchte Böden sowie flachgründige, sandig trockene und steinige Böden im Fränkischen Keuper-Lias und rund um den Frankenwald bestätigen dieses Bild. Andererseits bietet die Frankenalb neben guten, intensiv bewirtschafteten Lössböden auch noch viele steinige Kalkscherbenäcker, die die besten Voraussetzungen für eine artenreiche Ackerflora bieten.
Ehrung der Sieger 2020 in Eggolsheim, Lkr. Forchheim
Sieger in der Kategorie "Ökolandbau" wurde Markus Haslbeck aus Götzendorf, Landkreis Forchheim, mit 27 Arten, davon acht gefährdeten Arten. In der Kategorie "Konventionell" gewann Lothar Teuchgräber aus Bad Staffelstein, Landkreis Lichtenfels, den ersten Preis. Auf seinem, im Vertragsnaturschutzprogramm geförderten, Acker wurden 28 Arten gefunden, von denen neun als gefährdet gelten. Die zweiten Preise gingen an Otto und Irene Weiß aus Königsfeld (Ökolandbau) und Rainer Molitor aus Kemmern (konventionell), beide Landkreis Bamberg.
Von den insgesamt 27 Teilnehmern fielen vier Betriebe in die Kategorie "Konventionell" und die restlichen 23 in die Kategorie "Ökolandbau". Während alle konventionellen Flächen in ein Vertragsnaturschutzprogramm integriert waren, waren es nur acht von den ökologisch bewirtschafteten Äckern.
Teilnehmer
Die meisten Teilnehmer – nämlich fünf – kamen aus dem Landkreis Bamberg , gefolgt von Bayreuth, Hof, Kronach und Lichtenfels mit jeweils vier Anmeldungen.
Im Rahmen des Wettbewerbs wurden auf den 27 Teilnehmeräckern, die überwiegend mit Winterungen (Roggen, Weizen, Triticale), aber auch mit Kümmel, Hafer oder Sommergerste bestellt waren, 119 verschiedene Pflanzenarten gefunden. 24 davon stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten, wie z. B. Frühlings-Ackerzahntrost, Acker-Rittersporn, Finkensame oder Acker-Hahnenfuß, neun weitere auf der Vorwarnstufe. Auf dem Siegeracker der Kategorie "Ökolandbau" stand sogar ein Exemplar des besonders seltenen Ackerkohls.
Siegerehrung 2020: (v.l.n.r.) Dr. Annette Freibauer (LfL), Barbara Poneleit (stellv. Landrätin), Axel Schauder (BN Ortsgruppe Forchheim), Susanne Teuchgräber (1. Platz konventionelle Landwirtschaft), Katharina Schertler (Bioland), Thomas Engel (Regierungsvizepräsident), Markus Haslbeck (1. Platz ökologische Landwirtschaft), Marion Ruppaner (BN), Irene Weiß (2. Platz ökologische Landwirtschaft), Dr. Franziska Mayer (LfL), Rainer Molitor (2. Platz konventionelle Landwirtschaft), Maike Fischer (Projektleiterin DVL), Foto: LPV Forchheim
Wodurch kann ich das Vorkommen seltener Ackerwildkräuter fördern?
- kein Herbizideinsatz
- Striegelfenster
- geringe Stickstoff-Düngung, idealerweise mit Festmist
- wendende Bodenbearbeitung
- regelmäßige Verwendung von eigenem Saatgut (Nachbau)
- weiter Reihenabstand oder geringere Aussaatstärke
- v.a. Wintergetreide (Dinkel, Roggen)
- alte/alternative Kulturarten/-sorten
- keine Einsaat von Blühmischungen, Zwischenfrüchten und Untersaaten
- mehrgliedrige Fruchtfolge
- max. einjähriges Kleegras/ Leguminosen/ Brache
Ob Öko oder Konventionell – Mitmachen lohnt sich
Zwei getrennte Wertungssysteme für Öko-Betriebe und konventionelle Erzeuger ermöglichen allen Landwirten, sich trotz unterschiedlicher Produktionsweisen für den Wettbewerb zu qualifizieren. Wenn Sie also denken, auf Ihrem Acker könnten blühende Kräuter zu finden sein, dann melden Sie sich an! Eine kleine Auswahl an möglichen Ackerwildkräutern finden Sie hier abgebildet.
Kalkäcker:
Gewöhnlicher Frauenspiegel
Sand- und Lehmäcker:
Worauf es beim Wettbewerb ankommt:
Auf Ihrem Acker – möglichst nicht nur am Rand – sollten viele der kleinen, konkurrenzschwachen Ackerwildkräuter vorkommen (Beispiele siehe oben). Tipp: Am aussichtsreichsten sind (Winter-)Getreideäcker. Nach Ihrer Anmeldung wird ein von uns beauftragter Kartierer mit Ihnen Kontakt aufnehmen und den Acker im Frühsommer bewerten. Gegebenenfalls gehen die Vegetationsdaten in die Artenschutzkartierung ein.
Teilnahmebedingungen:
- landwirtschaftlicher Betrieb in Oberfranken
- Sie sind unter den ersten 50 Anmeldungen.
- Bitte melden Sie keine Wiesen, Dauerbrachen oder Blühflächen an.
- Bitte melden Sie pro Betrieb nur eine Fläche an.
Preise:
- 1. Preis: Gutschein für Bio-Hotel im Wert von 300 Euro
- 2. Preis: Gutschein für Bio-Hotel im Wert von 200 Euro
- 3. bis 15. Preis: Sachpreise
Bei Fragen
Marion Ruppaner
BUND Naturschutz in Bayern, Landesfachgeschäftsstelle
Tel.: 0911 81878-20
Katharina Schertler
Bioland Bayern
Tel.: 0821 34680-121
Der Ackerwildkraut-Wettbewerb wird gefördert durch:
- Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
- Regierung von Oberfranken aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz
- den Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der GlücksSpirale
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Die LfL arbeitet zur Wiederansiedlung von gefährdeten Ackerwildkräutern in verschiedenen Themen.
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Ziel des Wettbewerbs von LfL und BUND Naturschutz in Bayern e.V. ist die Bedeutung von artenreichem Grünland und die Leistung der Landwirte zum Erhalt solcher Flächen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Ausgezeichnet werden Landwirte, die artenreiche Wiesen oder Weiden mit dem passenden Nutzungskonzept erfolgreich in Ihren Betrieb integrieren.
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